= ^ Am 20. Dezember fuhr ich wieder einmal die wohl-
= vertraute Strecke von Zwickau nach Berlin. Bis Leip-
"zig lag ziemlich viel Schnee. Er war aber fest, und
das Fahren machte weiter keine Schwierigkeiten. Ich
war allein, und bis Wittenberg ging alles gut. Hinter
Wittenberg hórte der Schnee auf, dafür war die
Strasse mit einer ganz ekelhaften Schicht von Glatteis
überzogen. Ich kenne das Fahren auf Glatteis (welche
Schwierigkeiten des Fahrens hitte ich in meinem
Leben, das dem Auto gehórte, nicht gekannt!), also
fuhr ich vorsichtig. In dem hügeligen Gelinde ging
es bergauf und bergab, und als ich wieder einen
solchen Hügel hinunterfuhr, fing der Wagen plótzlich
an zu rutschen. Er trieb mir unrettbar unter den
Händen seitlich weg, und trotzdem ich einen kleinen
Gaag eingeschaltet hatte, gelang es mir nicht mehr,
den Wagen in die Gerade zu bekommen.
Er trieb unaufhaltsam an einen Baum. Mit einem
nicht gelinden Krach erfolgte der Anprall. Als ich die
Scheiben zerspringen hórte, wartete ich noch einige
Sekunden, bis der Wagen völlig ruhig am Baum
klebte, dann óffnete ich die Tür und stieg aus. Ich
ging vorne nach dem Wagen und sah plótzlich einige
Soldaten vor mir stehen. Der eine nahm mich am
Arm, wandte sich zurück und sagte zu seinen Kame-
raden: ,Los, eine Decke her, legt sie ihm um die
Schultern, sonst verdirbt sein ganzer Anzug!" Unwill-
kürlich griff ich mit der Hand an meinen Kopf, und
als ich die Hand zurückzog, troff sie von Blut. Ich
muss bei dem Anprall, ohne dass ich es merkte, mit
„dem Kopf durch die Seitenscheibe gestossen sein.
Die Soldaten verbanden mich schnell und sach-
gemäss und brachten mich zu ihrem abseits stehenden
345