Lastwagen, um mich in das Krankenhaus nach Witten-
berg zu fahren.
Wir waren noch keine zehn Minuten gefahren, als
ich erbärmlich zu frieren begann, und gleich darauf
musste ich brechen. Damit war ich sofort im Bilde:
ich hatte eine Gehirnerschütterung. Die Soldaten be-
nahmen sich grossartig. Sie holten alle Decken und
Tücher, die sie auftreiben konnten, und deckten mich
damit zu, hüllten mich von oben bis unten ein und
fuhren sehr vorsichtig und langsam und redeten mir
in ihrer frischen Weise Mut zu. Sie waren aus Halle,
und ein Unteroffizier führte sie. Ich möchte diesen
wackeren Männern an dieser Stelle herzlich danken.
Sie waren vom rechten Schrot und Korn.
Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass ich einen
tiefen Schnitt, vom Auge ausgehend bis zum Ohr,
davongetragen hatte. Das linke Auge war ganz zuge-
schwollen. Man vergrub mich unter Wärmflaschen,
weil ich an allen Gliedern vor Schüttelfrost zitterte.
Man telephonierte an meine Frau, und da sie nicht
kommen konnte, da sie sehr leidend ist und ausser-
dem fast blind, kam die tapfere Frau Else Kolmar, die
seit langen Jahren meine treueste Mitarbeiterin ist, in
uneigennütziger Weise meiner Frau und mir zur Seite
steht und wie ein Kind in unserem Hause lebt, an
mein Krankenbett. Mein Schreck war sehr gross, denn
nun sah ich, dass mein Zustand doch sehr ernst war.
Als ich sie an meinem Krankenbett in Wittenberg
auftauchen sah, wurde ich etwas aufgeregt, denn ich
schloss daraus, dass mein Zustand nicht unbedenklich
zu sein schien.
Am 22. Dezember nahm der Arzt zum ersten Male
den Verband ab und war ausserordentlich zufrieden
und überrascht, dass die tiefe Wunde schon zugeheilt
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