Full text: Ich baute Autos

  
  
  
   
strasse von Belgrad nach Sofia sei eine Dampfmühle, 
und die suche dringend einen Maschinisten. Ich 
machte mich auf den Weg. und es klappte sofort, ich 
wurde eingestellt. Der Besitzer dieser Dampfmühle 
war ein Deutscher, er hiess Karl Raab. Er war seines 
Zeichens Müller und ein unwahrscheinlich fleissiger 
Mann. Das Dasein, das er führte, war mehr als rauh 
und eigentlich ein ununte:brochener bitterer Lebens- 
kampf, denn es war keine Kleinigkeit und erforderte 
dicke Nerven, mit den Bauern dieser Gegend umzu- 
gehen, auszukommen und überdies noch mit ihnen 
Geschäfte zu machen. Dabei wurde ich niemals das 
Empfinden ganz los, als hätten Herr Raab und seine 
Frau einst bessere Tage gesehen. Es waren zwei fein- 
gebildete Menschen, die ich gern sprechen hörte, und 
sie konnten über alles in der Welt sprechen, ohne 
dass man des Zuhörens müde geworden wäre. Ins- 
besondere Frau Raab erschien mir als eine äusserst 
tapfere Frau, und wenn jemals in einer Ehe unter 
harten Bedingungen ein Mann von seinem Weibe 
sagen konnte, er habe, was auch passieren möge, 
Rückendeckung an ihr, so konnte er es sicher von 
seiner Frau sagen. Sie kochte für uns alle das Essen, 
und sie beschwerte sich niemals darüber, dass „ihr 
Dasein im Haushalt verdorre“. Sie nahm die Um- 
stände, in die sie mit ihrem Mann gestellt war, hin, 
und sie blieb von immer gleichmässiger Liebens- 
würdigkeit tagaus und tagein, und das ist das höchste 
Lob, was man einer Frau geben kann. Herr Raab 
aber hat mir niemals gesagt, wo er früher gewesen ist 
und was er früher gemacht hat, und ich habe ihn 
auch niemals danach gefragt. 
Ich habe hier bei diesen beiden mutigen Menschen 
nach Herzenslust gearbeitet in einer guten Werkstatt, 
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