ein richtiges Arbeiten war den Winter über nicht zu
denken, doch machte ich mich, so gut es ging, wieder
in jener Werkstatt etwas nützlich, wo ich schon
früher gewesen war.
Und wieder erhielt ich einen Wink des Schicksals.
Hier nach Auspitz, in meine niedergeschlagene Stim-
mung hinein, erreichte mich eine Nachricht, die mich
sofort heftig aufpulverte: mein Freund Hermann
Sünner, derselbe, der damals mit mir die Wander-
schaft den Rhein hinauf begonnen hatte, schrieb, er
sei in das Technikum Mittweida gegangen.
Und als der Frühling kam, die Wanderzeit, hielt
mich nichts mehr zurück. Ende März verliess ich
meine Freunde in Auspitz und reiste auf dem kür-
zesten Wege nach Mittweida, um mich nach den
Einzelheiten des Studiums zu erkundigen. Und dann
ging es unaufhaltsam heim nach Winningen. Mein
Vater freute sich sehr, dass ich, der kleine Knirps,
durchgehalten hatte, aber gleichzeitig war er besorgt
über mein Aussehen. Die Malaria war noch nicht
ganz überwunden. Ein prächtiger alter Winninger
Arzt, der Dr. Lavreysen, stellte mich wieder auf die
Beine. Er tat es mit Kaltwasserkuren, und der Ver-
such gelang glänzend, in wenigen Wochen war ich
wieder ein gesunder Mensch.
Nach Mittweida ging ich dann im Herbst 1888.
Der Beginn des Studiums war für mich namenlos
schwer. Es fehlte mir der wissenschaftliche Unterbau
und in dieser Hinsicht überhaupt alle theoretischen
Voraussetzungen. Praktisch arbeiten hatte ich gelernt
wie kaum ein anderer . . . aber ich hatte nur die
Volksschule besucht, und von Algebra und Geometrie
zum Beispiel wusste ich nichts. Manchmal sah es so
aus, als ob ich vor einer Mauer stünde, die ich meiner
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fe vilis.
LA