berufen, und in Rang, Titel und Gehalt den Vorstehern der Universitäts-
bibliotheken von Freiburg und Heidelberg gleichgestellt. In Preußen gab
die Errichtung einer Technischen Hochschule ın Danzig den Anstoß zur
Änderung des Systems. Zwar wurde auch hier zunächst ein Bureau-
beamter als Bibliothekar angestellt. Da er aber naturgemäß der Aufgabe,
eine Hochschulbibliothek zu organisieren, nicht gewachsen war, wurde der
Berliner Bibliothekar Dr. Simon mit der ersten Einrichtung beauftragt
und auch der weitere Ausbau in die Hand wissenschaftlicher Bibliothekore
gelegt. Diesem vorbereitenden Schritt folgte im Haushaltsplan für 1908
die Uns andlung der Bibliothekarstellen bei der Berliner, der hannover-
schen und der Danziger Hochschule in solche von. wissenschaftlichen
Deamten!). Für die neue Hochschule in Breslau wurde von vornherein
1910) ein wissenschaftlicher Beamter bewillgt?). Die Aachener Biblio-
thekarstelle wurde 1921 in die eines Akademikers umgewandelt und einem
Regierungsbauführer a. D. übertragen. -Nachdem auch Württemberg
(1920), die Schweiz (1921) und Hessen ( (1924) die nebenamtliche Leitung
ihrer Hochschulbibliothek beseitigt haben, ist die Dresdner Bibliothek die
einzige, die noch von einem Professor im Nebenamt verwaltet wird 3).
In der Versorgung der Hochschulbibliotheken mit weiterem
wissenscha fui hen Personal ging gleichfalls Österreich voran.
Wien hat jetzt sechs, Prag vier, Graz drei; Brünn zwei Akademiker *).
\uch die Züricher Hochschulbibliothek ver fügt über zwei wissenschaft-
liche Beamte. In Deutschland erhielten bisher. nur München (1913) und
Karlsruhe (1920) einen zweiten wissenschaftlichen Beamten. In Berlin,
Hannover und Stuttgart ist eine Entlastung des Leiters der Bibliothek
durch einen wissensc hoftlich und bibliothelstechniseh vorgebildeten Be-
amten notwendig. Das Fehlen jüngerer Bibliothekare an den Bibliotheken
der Technischen Hochschulen hat den großen Nachteil, daß bei Neu-
besetzung der leitenden Stellen keine Anwärter vorhanden sind, die eine
genügende Kenntnis des technischen Schrifttums besitzen und zugleich
den Studienbetrieb an den Technischen Hochschulen und die besonderen
Verhältnisse der Hochschulbibliotheken kennen, so daß man sich schon
genötigt gesehen hat, auf fachlich nicht voll ausgebildete Kräfte zurück-
zugreifen. Erfreulicherweise ist in den Entwurf einer neuen Volontär-
ordnung für die preußischen Bibliotheken die Bestimmung aufgenommen
!) Die Bibliothekarstelle wurde in Danzig 1922, in Berlin 1926 in eine Bibliotheks-
direktorstelle umgewandelt.
?) Zuni hal ein Hilfsbibliothekar, dessen Stelle 19:2 in eine Bibliothekarstelle um-
gewandelt wurde.
3) Der frühere Direktor der Münchner und der jetzige Leiter der Darmstädter
Bibliothek haben sich als Privatdozent habilitiert, der Vorstand der ical Hochschul-
bibliothek ist außerordentlicher Professor. Diese Zugehörigkeit zum Lehrkörper ist
nicht nur geeignet das Ansehen des Bibliothoksvorstehers zu heben, sondern kommt auch
der Bibliothek zugute.
4?) Dagegen fehlt den österreichischen Bibliotheken fachlich vorgebildetes Personal
des mittleren Dienstes, das in den reichsdeutschen Bibliotheken die wissenschaftlichen
Beamten weitgehend entlastet.
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