worden, daß von den für die Anstellung im wissenschaftlichen Bibliotheks-
dienst vorgeschriebenen zwei praktischen Jahren das erste Jahr an der
Bibliothek einer Technischen Hochschule verbracht werden kann !). Wird
diesem Entwurf zugestimmt, so ist die Möglichkeit geschaffen, einen
Nachwuchs für die wissenschaftlichen Bibliotheksbeamten an den Tech-
nischen Hochschulen heranzubilden. Die so vorbereiteten Kräfte würden
auch an anderen Bibliotheken außerordentlich nützliche Verwendung
finden. Denn fast überall fehlt es an Beamten, die mit den exakten
Wissenschaften und der Technik genügend vertraut sind?). Besonders
erwünscht wäre es, wenn sich eine grüBere Zahl akademisch gebildeter
Techniker der bibliothekarischen Laufbahn zuwenden wollte.
2. Geldmittel
Die für die Bibliotheken der Technischen Hochschulen aufgewendeten
Mittel waren lange Zeit bescheiden und stiegen erst allmählich. Feste
Jahresbeträge waren anfangs nicht üblich. In Dresden gab man von
1847 bis 1856 im Durchschnitt jährlich 2407 M., von 1857 bis 1866
4668 M., im folgenden Jahrzehnt 5968 M. für Anschaffungen einschließ-
lich der Bindelöhne aus. Im Jahre 1883 überstieg der Vermehrungsetat
von Berlin, Hannover, Aachen und München 10000 M. 1902 standen
in Berlin 15750, in Aachen und Hannover 13000, in Dresden und
München 12000, in Karlsruhe 10500, in Braunschweig 10000 bis
11 000, in Stuttgart 9550, in Darmstadt 4000 M. für Bücheranschaffungen
zur Verfügung. In der Folgezeit hielt, wie bei den Universitätsbiblio-
theken, die Steigerung des Etats nicht Schritt mit dem wachsenden Bedarf.
Im Jahre 1910 schátzte Brunn?) den Idealbedarf der Bibliothek einer
Technischen Hochschule auf 40000. M., wihrend der durchschnittliche
Vermehrungsetat knapp 14 000 M. betrug. Ordnet man die Bibliotheken
der reichsdeutschen Technischen Hochschulen nach der Hohe des Ver-
mehrungsetats^ für 1927 zuziglich der wechselnden Einnahmen
aus Gebühren nach dem Ertrage des Jahres 1926, so ist die Reihenfolge:
Berlin (52916 RM), Karlsruhe (35 000 RM), Dresden (34 297 RM),
Hannover (31035 RM), Braunschweig, München und Stuttgart (je
30000 RM), Aachen (29711 RM), Darmstadt (24 056 RM), Breslau
(18313 RM). Weitaus am besten dotiert ist die Berliner Bibliothek,
1 An der Bibliothek der Technischen Hochschule in Wien gelten die Bestimmungen
für die Aufnahme von Praktikanten mit der Änderung, daß hierfür der Nachweis der ab-
gelegten Diplomprüfung und der 2. Staatsprüfung an einer der bestehenden Fachabteilungen
zu erbringen ist. Vgl. Osterr. Staatswôrterbuch. Hrsg. von E. Mischler u. J. Ulbrich.
2. Aufl. Bd. 1. Wien 1908. S. 518.
2) Vgl. H. Simon, Techniker als Bibliothekare. In: Zeitschr. des Verbandes Dt.
Dipl.-Ingenieure. 1 (1910) S. 375—381.
3) Uber den Geldbedarf der Bibliotheken Technischer Hochschulen. Zentralbl. f.
Bibliotheksw. 27 (1910) S. 349—353.
4) Aus dem Vermehrungsfonds werden auch die Bindekosten und die Ausgaben für
Amtsbedarf bestritten.
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