Schule hinwiesen. Fast überall ließ man daher die Bedenken gegen die
Zulassung von Nichtangehörigen der Anstalt fallen D) In Hannover
war die Bibliothek schon 1856 ,auch anderen sicheren Personen" zu-
gänglich. Von der Aachener Bibliothek wird 1879, von der Dresdner
1886 berichtet, daß sie immer mehr vom technischen Publikum be-
nutzt werde. In Berlin wird seit Jahrzehnten praktisch jeder zugelassen,
soweit die Hochschulangehörigen nicht benachteiligt werden. An der
Technischen Hochschule in Graz gab der Rektor im Jahre 1897 dem
Wunsche Ausdruck, daß „unsere öffentliche und allgemein zugängliche
Bibliothek immer mehr ein Sammelpunkt für die Grazer technischen
Kreise werden móge"?). In Danzig und Breslau waren ernsthafte Inter-
essenten von Anfang an willkommen.
Ein besonderer Vorzug der meisten Hochschulbibliotheken ist, daß
eine Vorausbestellung nicht erforderlich ist, dafó vielmehr
jedes zur Benutzung gewünschte Buch sofort herbeigeholt wird. Das
bedeutet für die Besteller eine große Bequemlichkeit und Zeitersparnis
und gibt der Bibliothek die beste Gelegenheit, die Benutzer bei ihren oft
unklaren Bücherwünschen: zu beraten. Allerdings ist hierzu eine längere
Öffnungszeit der Leihstelle und während dieser Zeit ein größeres. Per-
sonal nötig. In Breslau und Hannover ist die Leihstelle während des
Semesters vormittags vier Stunden und nachmittags, außer am Sonn-
abend, drei Stunden geöffnet. Die Danziger und die Berliner Bibliothek
haben sich in den letzten Jahren aus Personalmangel genötigt. gesehen,
Vorherbestellung zu verlangen.
Kin Vergleich der im Lesesaal eingesehenen und der ausgeliehenen
Bände zeigt, wie verschieden die Verhältnisse in den einzelnen Biblio-
theken sind. Wenn in Danzig nur 3,1 vom Hundert der am Ort be-
nutzten Bände für den Lesesaal verlangt wurden und auch in Breslau,
München und Hannover verhältnismäßig wenige Bücher in den Lesesaal
bestellt werden, so liegt das wohl daran, daß die Lesesäle dieser Biblio-
theken mit sehr guten Handbibliotheken ausgestattet sind. Umgekehrt
dürfte die auffallend hohe Zahl der in Dresden, den österreichischen
Bibliotheken und den Bibliotheken der Tschechoslowakei im Lesesaal be-
nutzten Bände hauptsächlich darauf zurückzuführen sein, daß die zur
Benutzung ausgegebenen Bände der Lesesaalbibliothek in die Benutzungs-
statistik einbezogen sind. Setzt man die Zahl der verliehenen Bände in
Verhältnis zu den in der Bibliothek überhaupt vorhandenen, so zeigt sich,
daß die Benutzung der Bibliotheken der Technischen Hochschulen die
mancher mittleren Universitätsbibliothek übertrifft. In Danzig wurden
1) In Wien werden Nichtangehörige der Hochschule nur ausnahmsweise zur Ent-
leihung von Büchern zugelassen, da die Hochschulbibliothek als Lehrmittelsammlung gilt.
(Organ. Statut für die k. k. Technische Hochschule in Wien vom 20. Febr. 1875.
$ 71: „Die Bibliothek der technischen Hochschule ist ein integrierender Bestandteil der
letzteren und gehört zu den Lehrmittelsammlungen.“)
?) K. K. Techn. Hochschule in Graz. Bericht über die Inauguration des Rektors.
Graz 1897. S. ı2.
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