Full text: Zur Geschichte der Musikabteilung der Staatsbibliothek

wurden. 1873 setzten neue Verhandlungen mit den Töchtern ein, die 
durch das Eingreifen des Bach-Biographen Philipp Spitta zu einem 
guten Ende geführt wurden. 30000 Mark wurden von dem Eisen- 
händler Dellschau bezahlt: er erhielt den Kommerzienrattitel und die 
K. B. insgesamt 16 639 Seiten Autograph von einem Meister, zu dem 
Beethoven verehrungsvoll aufblickte. Wir erinnern uns des charakte- 
ristischen, in unserer Bibliothek bewahrten Briefentwurfs Beethovens 
an Cherubini, wo es heiBt: ,,L’art unit tout le monde, wieviel mehr 
wahre Künstler et peut-étre vous me dignez de me mettre auch zu 
rechnen unter diese Zahl“. In die Ara Espagne fällt weiter die Schen- 
kung des Nachlasses Felix Mendelssohn-Bartholdys durch Dr. Paul 
Mendelssohn-Bartholdy am 26. Oktober 1877. Er ist nicht vollständig; 
abgesplitterte Bände, wie die Reformationskantate und der Paulus, 
konnten aber später erworben werden. Wie wertvoll schon damals das 
Geschenk war, läßt sich daraus erkennen, daß Partitur und Klavier- 
auszug von Paulus 1882 auf einer Leipziger Auktion mit 6590 Mark 
bezahlt werden mußten. ; 
Als Espagne 1878 starb, wurde der Jurist und Altphilologe Albert 
Kopfermann mit der Leitung der Musikabteilung betraut. In seine Amts- 
periode fallen die Ankäufe der wichtigen Autographensammlung 
GraBnick 1879 und der Weber-Sammlung Jähns, nicht zu vergessen die 
Schenkung des Nachlasses Eduard Grell 1886. Schon 1876 hatte Fried- 
rich Wilhelm Jähns, der begeisterte Weber-Forscher, seine 3904 Num- 
. mern mit 65 Autographen umfassende Sammlung Weberiana der K. B. 
für 5000 Taler angeboten. Aber fünf Jahre vergingen, bis ein Herr 
Jacob Landsberger die Summe erlegte und dafür den Kommerzienrat- 
titel erhielt. Leider ist wenig Aussicht vorhanden, die in den Händen 
der Nachkommen Webers befindliche Sammlung zu bekommen, die nach 
dem Vermächtnis Max Marias von Weber an die K. B. fallen sollte, 
falls der Mannesstamm erlóschen würde. Die Jahre 1891 und 1897 
brachten die Nachlüsse Franz Commer und Chelard. Um die Jahr- 
hundertwende gelang eine der wertvollsten Erwerbungen. 1898 war der 
Kunsthándler August Artaria in Wien gestorben und seine von seinem 
Ahnherren Dominik, dem Zeitgenossen Haydns, Mozarts und Beethovens, 
angelegte Sammlung kam zum Verkauf. 2000 Blatter Originalhand- 
schriften von Beethoven, 600 Blitter Haydn, 20 Blatter Mozart und 
18 Blatter Schubert wurden zum Preise von 200 000 Mark ausgeboten, 
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