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Zweit. Hauptabschn.: Entwickel.d.lat.Schrift. Viert.Kap.: Die irisch-angels. Nationalschr.usw. 61
zu hören, daß sich die Grundzüge dieser irischen Schrift von allen ausländischen Ein-
flüssen unberührt erhalten, von Generation zu Generation fortgeerbt haben und daß
„die Hand, in welcher der moderne irische Scholar schreibt, im wesentlichen die Form
der Buchstaben der ‘spitzen Hand’ des früheren Mittelalters darstellt.“ Trotz dieser
eigenen inneren Abgeschlossenheit gewann die irische Schreibkunst wesentlichen Ein-
fluf auf die Schriftentwicklung zunàchst des benachbarten angelsáchsischen Reiches,
dann auch des Kontinents durch die sogenannten „schottischen“ Mönche, die seit
dem Ende des 6. Jahrhunderts ihre Missionstätigkeit bis in die ôstlichsten Gebiete des
Frankenreichs und nach Italien ausdehnten.
In England begegnete sich der Einfluß der irischen Schreiber mit jenem, den
die direkt aus Rom stammende Mission in ihrem ältesten dortigen Sitze, dem Kloster
des h. Augustin in Canterbury, schon im 6. Jahrhundert gewonnen hatte. Hier wurde
in Capitalis rustica und Unziale geschrieben, wie der Psalter von ca. 700, der hier ent-
standen ist, beweist. Die irische Mission begründete ihre Tätigkeit in dem Kloster
Lindisfarne auf Holy Island (entstanden im Jahre 634), und bewahrte zunächst ihre
irische Schrift, wie das Evangeliar von Lindisfarne, geschrieben um 700, zeigt!). All-
mählich entwickelte sich aber eine eigentliche englische Schreibschule, als deren Merk-
male THOMPSON bezeichnet: die präzisere Form und Befreiung von dem Zwange und
den Fesseln, die die irische Schrift in ihrer Entwicklung hemmten.?) Auch hier unter-
scheidet er die beiden Typen der runden (Unzial- und spitzen (Kursiv-) Hand; die
erste erreicht schon im 8. und 9. Jahrhundert ihre Blütezeit in den Prachtwerken des
Evangeliars von Canterbury und des Liber vitae von Durham (um 840), wird dann
aber verdrängt von der zweiten Art, die Buch- und Geschàáftsschrift zugleich darstellt
und je nach Gebiet und Schule mannigfache Abstufungen aufweist. Ihre Anfänge
lassen sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen und bis zum 10. Jahrhundert bewahrt
sie ihren ursprünglichen Charakter, ob wir sie nun in insularen oder auf dem Kontinent
von angelsächsischen Schreibern geschriebenen Werken antreffen.?)
Auch sie hat einige ihr eigentümliche Buchstabenformen: das halbunziale g mit Balken und der
in der Mitte ansetzenden gewundenen Linie und r, das bald einem x ähnlich ist, weil die aus Bogen
und Cauda entstandene Linie tief bis an die Zeile herabgezogen wird, bald einem p, wenn nämlich der
erste Schaft unter die Linie verlängert erscheint. Sie hat ferner einige speziell angelsächsische Zeichen,
für w und 7A*), sowie ihr eigentümliche Kürzungen, wie 3 für eius, ++ für enim, H fürautem, 2 für
con-, — für est, 7 für and (et) u. a. Die irisch-angelsáchsischen Schriftwerke zeigen — was gleichfalls
für ihre Charakterisierung wichtig ist — eine eigenartige Ornamentik und Initialenausschmückung,
deren wiehtigstes Element die kunstvolle Linienverschlingung bildet, weiter spielen der stilisierte
Punkt und die Spirale eine Hauptrolle, was mit der im Lande stark ausgebildeten Metalltechnik
zusammenhängt. Tier- und Menschengestalten kommen gleichfalls vor, doch sind sie meist durch die
übliche Verschlingung und Langstreckung ziemlich mifgestaltet; dagegen entbehren sie der Formen
der Pflanzenwelt fast gänzlich.®)
Die Fortentwicklung der angelsächsischen Schrift wurde schon im 10. Jahr-
hundert durch das Eindringen der festländischen Minuskel ernstlich behindert®) und
seit der normännischen Eroberung trat sie immer stärker in den Hintergrund, um
schließlich nur noch auf Schriftwerke in der heimischen Sprache beschränkt zu werden;
für die lateinische Literatur stand fortan, wie allerwärts, die kontinentale Minuskel in
1) Vgl. STEFFENS T. 31 der 2. Aufl.
2) Vgl. über die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen irischer und angelsächsischer
Schrift TRAUBES Bemerkungen in Perrona Scottorum, S. 470ff. S. auch STEFFENS T. 42b saec. IX
(fehlt in der 2. Aufl.).
3) Ein Beispiel angelsächsischer Spitzschrift von c. 737 gibt STEFFENS T. 32 der 2. Aufl.
(Kirchengeschichte Bedas).
4) Über diese Zeichen vgl. STEFFENS T. 41 v. J. 803 (fehlt in der 2. Aufl.), oder T. 31
u. 53b der 2. Aufl.
5) Das reichste und schönste Material an Proben irisch-angelsächsischer Schrift insularer
Provenienz bietet selbstverständlich die Palaeographical Society.
6) Minuskeleinfluß zeigt STEFFENS T. 42c (7la) saec. X.