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SCHUCHARDT & ScHÜTTE, BERLIN C, SPANDAUERSTRASSE 59-61.
Universal-Rundschleifmaschine.
Diese Maschine war bis vor wenigen Jahren lediglich im Werkzeugraume hervorragender Fabriken zu
finden und wurde dort fast ausschliesslich zur Ausführung von ganz besonderen, hohe Genauigkeit erfordernden
Arbeiten, z. B. zum Schleifen von Lehrbolzen und -Ringen, Drehbankspindeln u. s. w., verwandt. Erst die neueren,
schnellen Fortschritte im Werkzeug- und Arbeitsmaschinenbau, die allgemeinere Anwendung des so ausserordentliche
Vortheile bietenden Feinmessverfahrens und die Bearbeitung der Maschinentheile nach diesem Verfahren haben
die Unzulänglichkeit der allgemein angewandten veralteten Einrichtungen ergeben und die Universal- Rundschleif-
maschine derart in den Vordergrund gerückt, dass sie zur Herstellung erstklassiger Arbeit und für den allgemeinen
Gebrauch in jeder besser eingerichteten mechanischen Werkstätte zur Nothwendigkeit geworden ist.
Nebenstehend abgebildete Maschine, das neueste Erzeugniss auf diesem Gebiete, ist vorzüglich geeignet
zum Rundschleifen aller möglichen gehärteten und ungehärteten Theile, wie Arbeitspindeln jeder Art, Kolben-
und Schieberstangen, Bolzen und Zapfen von Steuerungstheilen, neuen oder unrund gelaufenen Wellen, Zapfen,
Dornen aller Art, ferner zum” Ausschleifen von Kaliberringen, Stanz- und Pressringen, Lagerringen u.s. w., wie
überhaupt zum Schleifen von allen derartigen Gegenständen, bei denen es sich um Erreichung eines möglichst
hohen Genauigkeitsgrades handelt.
Die Maschine ist bis in alle Einzelheiten vollständig durchgebildet und besitzt infolge hervorragender
Verbesserungen Eigenschaften, die sie allen anderen derartigen Maschinen überlegen macht. Bei der
Herstellung ist hauptsächlich auf Dauerhaftigkeit und Leistungsfähigkeit, sowie auf möglichst bequeme Bedienungs-
weise und saubere Ausführung gesehen worden. Alle gleitenden Flächen sind nach dem Abrichte-Verfahren
genau geschabt und ohne jede Anwendung von Schmirgel fertig aufeinander gepasst.
Das äusserst widerstandsfähige Maschinengestell besteht aus einem kräftigen Hohlgussständer, dessen
unterer Theil: als Werkzeugschrank dient, während der obere, bettartige Theil vorn den festen Tisch, hinten die
Gleitbahn für den Schleifsupport bildet. Der Schleifsupport, von möglichst widerstandsfähiger Form in einem
Stücke ausgeführt, hat fast die Länge des Bettes und trägt den auf graduirter Grundplatte drehbaren und ausser-
dem in der Querrichtung verschiebbaren Schleifbock mit der Schmirgelscheibe.
Der Schleifsupport erhált selbstthátige, durch verstellbare Umsteuerungsknaggen genau begrenzbare Lang-
bewegung durch ein sinnreiches Wendegetriebe, das, im Innern des Bettes eingeschlossen, vollständig vor Staub
und Beschädigung geschützt ist. Die Geschwindigkeit der Langbewegung des Schleifsupportes kann dem jeweiligen
Erfordernisse angepasst werden. Nach Ausschaltung der Selbstthätigkeit lässt sich der Support auch mittelst
Handrades hin und her bewegen.
Auf der vorerwähnten festen Tischplatte, ruht die den Mitnehmerspindelstock und Reitstock tragende,
Oberplatte, die für conische Arbeiten eine weit über das gewöhnliche Maass hinausgehende Verstellbarkeit besitzt.
Die Conicitát wird durch Eintheilungen auf dem rechten Ende der Oberplatte in '4? und in '/s Zoll per Fuss
angezeigt und ist durch eine verdeckt angeordnete Feinstellschraube genauest einstellbar. Der Drehpunkt der
Oberplatte und die Kórnerspitzen liegen in einer senkrechten Ebene. Mitnehmerspindelstock und Reitstock
sind auf der Oberplatte verschiebbar und werden durch schrüg liegende Klemmvorrichtungen festgestellt; durch
eine senkrechte, genau bearbeitete Führungsfläche wird die axiale Richtung der Spindeln beider Theile dauernd
genau eingehalten. Das Obertheil des Spindelstockes ist drehbar und lässt sich in beliebigem Winkel bis 90° ein-
stellen, sodass man auf der Maschine auch Metallkreisságen, Frásen, Kreismesser u.s. w. hohlschleifen kann.
Sägen, Fräsen oder andere, in einem Universal- Klemmfutter gehaltene Arbeitstücke werden mit umlaufender
Spindel geschliffen; Spindeln, Dorne u. s. w. kann man sowohl mit umlaufender Spindel als auch zwischen todten
Spitzen schleifen. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Mitnehmerscheibe kann je nach dem Durchmesser des
Arbeitstückes geändert werden. Zur Ausgleichung des durch etwaige Temperatur - Erhöhung eintretenden Längen-
unterschiedes des Arbeitstückes stützt sich die Spindel des Reitstockes gegen eine Spiralfeder. Die stählernen
geschliffenen Spindeln des Spindel- und Reitstockes sind durchbohrt und laufen in axial nachstellbaren Lager-
buchsen aus harter Phosphorbronze.
Fortsetzung Seite 163.