F IV. Graphische Ermittlung der Bremswiderstände. 85
Um Rücklaufgeschwindigkeiten und Rücklaufwege des gebremsten
Rohres zu erhalten, trägt man in einem passenden Maßstab die er-
wünschten Bremswiderstände K über der Zeit auf, integriert wieder
zweimal und erhält so die Geschwindigkeiten V,,;; und Wege S,
um die die aus dem Gasdruckdiagramm gewonnenen freien Rücklauf-
geschwindigkeiten V, und freien Rücklaufwege S, zu verringern sind.
Entspricht die so erhaltene gesamte Rücklauflànge ,S' — S — Sq
der gewünschten o, so lassen sich durch Umzeichnen die gebremste
Geschwindigkeit V,— V, — Var und die erforderlichen Bremswider-
stüánde K über dem Rücklaufweg S7 und damit die DurchfluDóffnun-
gen q,, für die hydraulisehe Bremse errechnen, wie oben bereits an-
gegeben. Ergibt die Integration einen zu kurzen oder zu langen Rück-
lauf, so ist das Verfahren nach Aufzeichnen etwas geringerer oder
gróBerer Bremswiderstánde K zu wiederholen. Erfordert die Stabilitét
des Geschützes mit dem Rücklauf abnehmende Bremswiderstánde K,
so wird bereits im Bremswiderstand-Zeitdiagramm der Bremswider-
stand K abfallend eingezeichnet und im ermittelten Bremswiderstand-
Wegdiagramm nachgeprüft und gegebenenfalls nach Anderung der An-
nahmen das Verfahren wiederholt. Zu beachten ist, daB die aus hy-
drauliseher Bremskraft H, Vorholerkraft 7 und Reibung R sich zu-
sammensetzenden Bremswiderstánde K im Kraft-Zeitdiagramm um
die Schwerkraftkomponente vermindert werden müssen. Der Anstieg
der Bremskraft H in der Rohrbremse im Beginn der Rücklaufbewegung
über den durch Vorholer und Reibung bereits von Anfang an vor-
handenen Bremswiderständen F und R wird zweckmäBigerweise über-
schläglich angenommen.
Das Integrieren geschieht mit dem Planimeter, bequemer noch mit
dem Integraphen, wobei aus der Einstellung der Basis der Aufzeich-
nungsmaßstab zu bestimmen ist.
Das graphische Verfahren macht zwar die stets mit großer Un-
sicherheit verbundene Einführung des Pulverkoeffizienten D in die
Rechnung unnötig, bedingt aber die genaue Kenntnis des Gasdruck-
diagramms und der Nachwirkung der Pulvergase und des jeweils
; ; d? : : Y :
wirksamen Querschnitts m : tt , Wobei »» eine Art Kontraktionsbeiwert
ist, ferner bei Rohren mit Mündungsbremsen den Verlauf der auf das
frei rücklaufende Rohr wirkenden Kráfte.
Auf den Abb.38—41 ist ein Beispiel des graphischen Rechnungs-
verfahrens durchgeführt.
Abb. 38 zeigt über der Zeit den Verlauf der auf die rücklaufenden
Massen wirkenden Kráfte P, die aus dem Gasdruck p errechnet sind.
Die freie Rücklaufgeschwindigkeit V, ist durch Integration der P-
Kurve ermittelt, wobei die absoluten Werte für V, sich aus dem Maß-