A. Johanning: Die Organisation des Betriebes.
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Nur wenn dem Oberingenieur jahrelange Erfahrungen als Kon-
strukteur zu Gebote stehen, und nur wenn derselbe in allen Teilen
der Werkstätten praktisch gearbeitet hat, Hammer und Feile zu hand-
haben und Werkzeugmaschinen, Werkzeuge und Spezialvorrichtungen
sachgemäß und vorteilhaft auszunutzen auf Grund eigener praktischer
Tätigkeit gelernt hat, wird derselbe befähigt sein, die Anfertigung
von Konstruktions- und Werkstattzeichnungen mit Erfolg zu leiten;
und dabei, was von weittragendster Bedeutung ist, stets rationelle
Fabrikationsmethoden einerseits, sowie die vielseitigen Anforderungen
der Praxis anderseits nicht aus dem Auge verlieren; nur auf Grund
solcher theoretischer und praktischer Vorbildung wird der Ober-
ingenieur in der Lage sein, seinem Personal bei Ausführung der dem-
selben übertragenen Konstruktionsarbeiten mit kurzen und bestimmten
Angaben und grundlegenden Skizzen an die Hand zu gehen, wodurch
langes, zweckloses Herumsuchen seitens des jüngeren Personals bei den
Konstruktionsarbeiten und damit unnótiger Zeitverlust vermieden wird.
Aber auch der jüngere Ingenieur, Techniker und Zeichner mu,
wenn er im Konstruktionsbureau eine fruchtbringende und von Erfolg
begleitete Tätigkeit entfalten will, unter allen Umständen Werkstatt-
praxis haben, da ohne solche auch er nicht in der Lage sein wird,
die ihm übertragenen Konstruktionsarbeiten in Verfolg der ihm vom
Oberingenieur gegebenen Anleitungen und unter richtiger Würdigung
aller von den Werkstütten sowie der Praxis gestellten Anforderungen
auszuführen. Hs ist eine alte Erfahrung, dab die Mehrzahl aller
Ingenieure von Haus aus geneigt sind, zu kompliziert und damit zu
teuer zu konstruieren, und erst dann billige Konstruktionen mit solider
Ausführung geschickt zu vereinigen vermögen, wenn dieselben durch
praktische Arbeiten in den Werkstätten die Anforderungen billiger
Fabrikationsmethoden in Verbindung mit den Bedürfnissen der Praxis
in sich aufgenommen haben. Ebenso wie die beste Handelsschule
allein nicht den allen Anforderungen der Neuzeit entsprechenden
Kaufmann heranbilden kann, der den kaufmännischen Beruf erwählende
junge Mann vielmehr erst eine kaufmännische Lehre absolviert haben
muß, um alsdann mit der nótigen Auffassungsgabe für den kauf-
mánnischen Beruf ausgestattet mit Erfolg eine Handelsschule zu be-
suchen, welche ihm die unbedingt erforderliche breitere wissenschaft-
liche Grundlage mit auf den Lebensweg gibt, die ihn befähigt, sich
im großen Getriebe der kaufmännischen Praxis zu einem tüchtigen
Kaufmann heranzubilden, ebenso kann die beste technische Hochschule
allein nieht den allen Anforderungen der modernen Technik und der
Industrie entsprechenden Ingenieur heranbilden; es mu vielmehr der
das Ingenieurfach zu seinem Lebensberuf erwühlende junge Mann, wie
dies heute auch schon die verschiedenen technischen Hochschulen
verlangen, sowohl bevor derselbe die Hochschule besucht, mindestens