152 A. Johanning: Die Organisation des Betriebes.
im eigenen „Vorrichtungsbau“ hergestellt werden, da solche im Handel
überhaupt nicht erhältlich sind.
Meist ist auch das „Kalkulationsbureau“ eng mit dem „Vor-
richtungsbau“ verbunden, da naturgemäß der Chef des Vorrichtungs-
baues der Nachkalkulation die denkbar größte Aufmerksamkeit widmen
wird, weil die Nachkalkulation am besten angetan ist, demselben die
nötigen Fingerzeige zu geben, wo durch Schaffung neuer verbesserter
Spezialvorrichtungen, Spezialwerkzeuge oder ganzer Spezialmaschinen
helfend eingegriffen werden muß, um die Produktionsfähigkeit zu ver-
bessern, bzw. zu erhöhen.
Wie schon vorerwähnt, werden alle solche für die Produktions-
fähigkeit so wertvollen Spezialeinrichtungen und Maschinen nicht nur
im eigenen Betriebe hergestellt, sondern auch, was das Wichtigste ist,
in den weitaus meisten Fällen von den eigenen Arbeitern ausgedacht,
d.h. die Anregungen zur Anfertigung solcher Spezialeinrichtungen, Werk-
zeuge und Spezialwerkzeugmaschinen gehen meist von den Arbeitern
des eigenen Werkes selbst aus, dieselben werden dann von dem be-
treffenden Arbeiter, seinem Meister bzw. Vorarbeiter, dem Betriebs-
ingenieur, dem Chef des Konstruktionsbureaus und, last not least, dem
Chef des „Vorrichtungsbaues“ nach allen Richtungen hin beraten, um
festzustellen, ob und in welcher Weise am besten von solcher An-
regung Gebrauch gemacht bzw. dieselbe in die Praxis umgesetzt
werden kann.
Von ebenso großem Interesse wie hervorragender Bedeutung, weil
dem deutschen Fabrikanten in gewisser Beziehung wertvolle Finger-
zeige bietend, ist die Erscheinung, daß die besten Arbeiter des „Vor-
riehtungsbaues^ in amerikanischen Fabriken, desgleichen diejenigen
Arbeiter, von denen die wertvollsten Anregungen zur Anfertigung
solcher Spezialeinrichtungen, Spezialwerkzeuge und Spezialwerkzeug-
maschinen in amerikanischen Fabriken ausgehen, zumeist eingewanderte
deutsche Mechaniker sind, und es drängt sich einem dabei unwillkürlich
die Frage auf, wie es kommt, daB so tiichtige Arbeiter, die in Amerika
zum Wohle der amerikanischen Industrie so Hervorragendes zu leisten
imstande sind, diese ihre Fähigkeiten im deutschen Vaterlande zum
Wohle unserer deutschen Industrie nicht zu entfalten vermochten.
Es ist vielfach behauptet worden, daß die in Amerika übliche
jederzeitige Kündigung, welche dem Arbeitgeber so gut wie dem Arbeit-
nehmer zusteht, ein großer Ansporn für den amerikanischen Arbeiter
sei; es soll gewiß nicht bestritten werden, daß die täglich, ja stündlich
drohende Entlassung, ohne vorherige Aufkündigung, den Arbeiter zu
außerordentlichem Fleiß anspornt; genau betrachtet, bleibt jedoch die
in Amerika allgemein übliche Entlassung ohne Kündigung, die auch
bereits in zahlreichen deutschen Fabriken eingeführt worden ist, nur
sozusagen eine Geißel, welche die erfinderische Tätigkeit der Arbeiter