494 R.Stegemann: Betriebseinrichtungen für die Wohlfahrt der Arbeiter.
Selbstverwaltung trägt dazu bei, den Wert der Festlichkeit zu erhöhen, und sie
bietet mir eine willkommene Gelegenheit, den Fabrikmitgliedern und ihren
Familien näher zu treten.“ \
Die Firma Gebr. Arndt in Quedlinburg lädt ihre Arbeiter mit Familien
durch ein kunstvoll ausgeführtes Programm jährlich zum frohen Weihnachtsfeste
ein. Ein Weihnachtslied und eine Ansprache leiten die Feier ein. Vorträge der
Liedertafel und Musikkapelle, sowie ein kleines Theaterstück erhöhen die Stimmung.
Eine Verlosung sorgt für die nötige Unterhaltung, und ein fröhlicher Tanz be-
schließt die schóne Feier.
IV. Auszeichnungen und Prämien nach längerer Dienstzeit.
Ähnlich wie die Fabrikfeste im Arbeiter das Bewußtsein wecken
sollen, daß auch er ein notwendiges Glied einer großen wirtschaft-
lichen Organisation voll innerlichen Zusammenhanges darstellt, und
daß sein Tagewerk, mag es äußerlich noch so geringfügig erscheinen
für die Fabrik wie M Fria nicht entbehrt werden kann, haben
auch die Prämiengaben für ‘ruejäbrige treue Dienstzeit den Zweck,
innerliche Beziehungen zwischen dem Arbeiter und seiner Fabrik her-
zustellen. Die Freude am eigenen Werk und die daraus entspringende
Befriedigung, die vordem für den gewerblichen Gehilfen als Segen der
Arbeit sich ergab, ist, in unserer Zeit der größtmöglichen Speziali-
sierung der Arbeit und der Beschränkung der Tätigkeit des einzelnen
auf wenige sich stets gleichbleibende Handgriffe, abgelöst worden durch
den Stolz auf das Gesamtprodukt und auf die Zugehörigkeit zu einer
großen und angesehenen Unternehmung. In vielen Betrieben ist es
üblich, bereits nach 10jähriger Dienstzeit dem Arbeiter ein äußeres
Zeichen der Anerkennung zu gewähren, meist in Form eines Geld-
geschenkes von 10—30 .# oder einer silbernen Uhr mit entsprechender
Gravierung. Bei 25jáhriger Dienstzeit wird dann in solchen Werken eine
goldene Uhr oder ein Geldgeschenk — auch in Form eines Sparkassen-
buches — von 100—300 .4/ gegeben, oftmals auch ein Diplom unter
Veranstaltung einer kleinen Feier überreicht. Einzelne Werke be-
sitzen hierfür künstlerisch ausgeführte Diplome, in die der Name
des Jubilars und seines Ehrentages eingetragen wird. Bei der
künstlerischen Ausstattung solcher Diplome ist auf Bildung und wirt-
schaftliche Lage der Auszuzeichnenden gebührend Rücksicht zu nehmen.
Eine hübsche buntfarbige Lithographie oder ein Dreifarbendruck, die
sich als Wandschmuck in eine bescheidene Häuslichkeit einordnen,
machen den Arbeitern viel mehr Freude, als kostspielige Radierungen,
Kupferstiche oder groDe einfarbige Steindruckblitter. Ein gewisses
künstlerisches Mindestmaß müssen die Diplome allerdings unbedingt
erreichen; der künstlerische Geschmack namentlich großstädtischer
Arbeiter wird leicht unterschätzt.
In der Fabrik von Heinrich Freese wird jedem Arbeiter am Tage der
10jährigen Fabrikmitgliedschaft ein Fabrikkreuz verliehen. Das Fabrikkreuz wird