Full text: Betrieb von Fabriken

496 R. Stegemann: Betriebseinrichtungen fiir die Wohlfahrt der Arbeiter. 
Aufgabe gut erfiillt, er also gute Waren preiswert abgibt und auf 
Barzahlung nach Möglichkeit hält, wird man demnach von der Er- 
richtung derartiger Konsumanstalten absehen können. 
Ohne daß es zur Einrichtung einer besonderen Anstalt kommt, ist es 
in mittleren Betrieben vielfach üblich, daß die Fabrikleitung, meist 
unter Mitwirkung eines Arbeiterausschusses, gewisse Konsumartikel der 
Arbeiterschaft durch gemeinschaftlichen Einkauf besser und billiger 
besorgt, als es in den Detailgeschäften des Ortes möglich ist. Sehr häufig 
wird der Winterbedarf an Kohlen so bezogen, doch findet auch der 
Einkauf von Seefischen, Kartoffeln und &hnlichen im Arbeiterhaushalt 
viel gebrauchten Waren vielfach auf diese Weise statt. Ist der Fabrik- 
herr gleichzeitig Besitzer eines landwirtschaftlichen Betriebes, so 
stellt er oft auch wohl Gemüse und Obst seinen Arbeitern zu billigen 
Preisen zur Verfügung. Die Kosten der gelieferten Waren werden 
zumeist den Arbeitern ratenweise vom Lohne abgezogen. Falls sich 
kein sehr erheblicher Unterschied in Beschaffenheit und Preis der von 
auswärts im großen bezogenen Waren gegenüber den Angeboten der 
heimischen Detailgeschäfte ergibt, ist zu solchen gemeinschaftlichen 
Bezügen nicht zu raten: sowohl die Abrechnung wie die Verteilung 
bereiten große Schwierigkeiten, und daß bei der Abfuhr eines Waggons 
Kohlen in die einzelnen Haushaltungen Staub- und Stückkohlen nicht 
immer gleichmäßig zu verteilen sind, leuchtet ein. Die Arbeiterfrau 
ist aber leicht geneigt, für solche Vorkommnisse persönliche Motive 
zu suchen, woraus der Fabrikleitung oft Ärger und Verdruß er- 
wachsen. Den gemeinschaftlichen Bezug von Lebensmitteln am Orte 
selbst wird man zweckmäßigerweise nur dann ins Auge zu fassen 
haben, wenn es den Arbeiterinnen durch ihre Tätigkeit in der Fabrik 
unmöglich wird, die günstigen Einkaufsgelegenheiten auf den Wochen- 
märkten wahrzunehmen, 
  
  
So besorgt die Firma Conze & Colsmann, Nierenhof, für ihre Arbeiter 
Kohlen und Kartoffeln *), die Gelsenkirchener Bergwerksaktiengesellschaft 
bezog im Jahre 1901 für ihre Arbeiter 436!/, Doppelwaggons zu einem Einkaufs- 
preise von 197743. oder durchschnittlich 2,26 ./ per Zentner, der sonst im 
Kleinverkauf mindestens 3 .# kostete. Einzelne Firmen kaufen auch nur in 
Zeiten der Teuerung für ihre Arbeiter im großen ein, so die Gerresheimer Glas- 
hüttenwerke‘*) (Kartoffeln) und die Burbacher Hütte (Fleisch). Gebr. Stumm !) 
gewühren ihren Arbeitern Teuerungszulagen; diese beliefen sich im Monat z. B. 
für Invaliden und Arbeiter unter 19 Jahren auf 4.4, für Arbeiter von 19 bis 24 
Jahren auf 6 À, für ältere Arbeiter auf 8 JJ. 
  
  
Um die Unzulänglichkeiten des Einkaufes seitens der Fabrik zu beseitigen, 
versuchten die Gterresheimer!) Werke Kaufleute und Gewerbetreibende an- 
zusiedeln, indem sie ihnen beim Hausbau behilflich waren. Andere, z.B. die 
Spitzenfabrik Arthur Faber, Lettowitz, gingen dazu über, ein regelrechtes 
Warengeschiift zu eröffnen. 
  
  
1) Vgl. Mieck a. a. O. 
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