B. Besonderer Teil. VI. Unterweisung. 431
Je- So hat die Schokoladenfabrik von RuB-Suchard & Co. in Lôrrach, Baden,
Bt eine Flickschule fiir ihre Arbeiterinnen eingerichtet. Uber diese Einrichtung
entnehmen wir dem , Handbuch der Arbeiterwohlfahrt", herausgegeben von
ht | Dr. O. Dammer, die folgenden nüheren Einzelheiten (Bd. II S. 419):
Hir Um die Lücke, die durch die mangelhafte Unterweisung der jugendlichen
en | Arbeiterinnen in weiblichen Handarbeiten in den niederen Volksschulen und im
h- | Elternhause hervorgerufen wird, auszufüllen, läßt die Firma schon seit ca. 10 Jahren
en | und in ihrem Hauptgeschäft in Neuchatel (Schweiz) schon viel länger ihren sämt-
lichen Arbeiterinnen unter 21 Jahren Flickkurse erteilen. Die Firma hat diesem
Zweig der weiblichen Handarbeiten als dem notwendigsten den Vorzug gegeben,
ns da das Zuschneiden und Anfertigen von neuen Kleidungsstücken nach ihrer An-
OTT sicht zu weit außerhalb der Tätigkeit einer Arbeiterfrau liegt und die Mädchen
rd- im Stricken verhältnismäßig noch am besten bewandert sind. Der von einer
er, städtischen Handarbeitslehrerin erteilte Unterricht ist obligatorisch, weil bei
on, einer Freigabe die Beteiligung voraussichtlich schwach und der Zweck verfehlt
em sein würde. Dafür wird den Teilnehmerinnen für die in die Arbeitszeit von
ur 4 bis 6 Uhr abends fallenden Unterrichtsstunden der Tagelohn nicht gekürzt.
or Die Kurse dauern drei Monate, von Neujahr bis Ende März, bei wöchentlich
= einem Flickabend von 2 Stunden fiir jede Gruppe und zwar an 12 Abenden.
S Die aus ungefähr 20 Mädchen bestehenden Gruppen werden, um Störungen zu
n vermeiden, möglichst aus der gleichen Betriebsabteilung gebildet. Die M&dchen
o sollen, falls sie die Fabrik nicht verlassen, an mindestens 3 Kursen teilnehmen.
em | Der Unterricht wird frei erteilt. Jede Teilnehmerin wird nach ihrem Können
ge behandelt, da ein stufenweiser Lehrplan wegen des verschiedenen Alters der
en Mädchen nicht befolgt werden kann. Die Firma hat die Genugtuung, feststellen
em zu können, daß die größere Anzahl ihrer Arbeiterinnen nach 8 Jahren namhafte
Fortschritte gemacht hat.
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ng Die Norddeutsche Jutespinnerei und -Weberei in Schiff beck bei Hamburg
ki | hat eine Handarbeitsschule für Mádchen. Damit sich die Kinder von 12 — 14 Jahren
Th | schon frühzeitig an Ordnung gewöhnen, sowie selbständig ihre Kleider und Wäsche
für ausbessern lernen, wird von einer Lehrerin jeden Sonnabend Nachmittag unent-
n geltlich Unterweisung in den nützlichen Handarbeiten gegeben. Lehrgegenstünde
en sind Nähen, Flicken, Stricken und Stopfen. Die Kinder haben Kleider, Wäsche
je usw. zugeschnitten mitzubringen; die Geübteren werden auch im Zuschneiden
ses unterrichtet. Der Handarbeitsunterricht wurde i. J. 1886 mit 30 Schülerinnen
he begonnen, und jetzt besuchen ihn regelmäßig mit großem Interesse 68 Mädchen.
rie Daneben besteht ein Koch- und Haushaltungsunterricht, der auf Anregung des
on: Oberprüsidenten für die oberste Klasse der Schiffbecker Gemeindeschule obli-
en gatorisch eingerichtet wurde. Und da sich in dieser Klasse zum groben Teil
ok Töchter der Fabrikarbeiter befinden, so unterstützt die Firma den Unterricht
ile durch einen jährlichen Beitrag und hat einen passenden Raum in dem Schul-
cir gebäude dafür hergegeben. Die laufenden Kosten für vorstehende Einrichtungen
Es sind jährlich mit rund 5000 X zu bestreiten.
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nd d) Stipendien.
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il- Als eine recht beachtenswerte Form der von den Arbeitgebern
le- | ausgehenden Bestrebungen, die die Förderung der unter ihren Arbeitern
r- | sich regenden Talente zum Ziele haben, muß es betrachtet werden,
wenn einzelne Arbeitgeber den Versuch machen, den begabteren Söhnen
d- | des Arbeiterstandes auch den Weg zu einer hóheren Fachbildung zu
bahnen. Es sind freilieh nur wenige, die das systematisch tun, ein-
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