56 À. Johanning: Die Organisation des Betriebes.
Es versteht sich ganz von selbst, daB ein billiger Einkauf der
zur Fabrikation erforderlichen Materialien nicht etwa auf Kosten der
Qualität erfolgen darf, denn dadurch würde nicht nur nichts erspart,
sondern das Unternehmen und dessen Ruf außerordentlich geschädigt
werden. Hier müssen Einsicht und Vernunft die rechten Wege
weisen. Mit Rücksicht auf Erwägungen dieser Art ist es auch
dringend ratsam, die Entscheidung über die zu beschaffenden Materialien,
zumal darüber, wo, in welcher Qualität und in welchem Umfange
dieselben bestellt werden sollen, nicht etwa einer Persönlichkeit, sei
es dem Magazinverwalter, dem Betriebschef oder dem Chef des kauf-
männischen Bureaus zu überlassen, vielmehr den Einkauf so zu organi-
sieren, daß die wichtigste aller Fragen, wo, in welcher Qualität
und in welchem Umfange die erforderlichen Materialien zu be-
ziehen sind, von den beteiligten Persönlichkeiten gemeinsam zu ent-
scheiden ist.
Zu diesem Zweck wird der Bedarf aller neu zu beschaffenden
Materialien am besten vom Magazinbureau dem kaufmännischen Bureau
gemeldet, da das Magazinbureau mit Rücksicht auf das vorhandene
Lager einerseits, sowie auf die ihm zugehenden Kommissionszettel
und Stücklisten und damit an das Magazin demnächst herantretenden
Bedarf anderseits am besten zu beurteilen vermag, welche Materialien
von den Werkstätten demnächst gefordert und demzufolge im Magazin
ergänzt bzw. neu beschafft werden müssen.
Es ist zweckmäßig, die Aufgabe des zu bestellenden Materials im
Magazin durch Verwendung eines einheitlichen Formulars systematisch
zu gestalten, etwa in Form eines „Material-Bedarfscheines“ gemäß
Formular 9, welcher vom Materialverwalter ausgefüllt wird und alle
diejenigen Angaben enthalten muß, die das kaufmännische Bureau
zur Bestellung des benötigten Materials braucht.
Die vom Materialverwalter dem vorliegenden Bedarf gemäß aus-
gestellten Material-Bedarfscheine, Formular 9, gelangen zunächst ins
Betriebsbureau, damit der Betriebschef durch Gegenzeichnung der
Material-Bedarfscheine sein Einverständnis mit der beabsichtigten Be-
stellung, zumal qualitativ gibt, schon um deswillen, weil der Betrieb
die Materialien verwenden, bzw. zu gutem Fabrikat verarbeiten muß
und bei etwaigen späteren Reklamationen über gelieferte Fabrikate
der Betriebschef nur zu leicht die Schuld dem zur Verwendung ge-
langten Material zuzuschreiben geneigt sein wird, sofern dessen An-
schaffung nicht mit seinem Einverständnis erfolgt ist. Es wird des-
halb bei später etwa vorkommenden Reklamationen über Güte der
gelieferten Fabrikate manchen nichtigen Gründen seitens des Betriebs-
chefs über ungeeignet vom Magazin gelieferte Materialien von vorn-
herein die Spitze abgebrochen, wenn vor Materialbestellungen speziell
bezüglich Qualität die Ansicht des Betriebschefs gehört wird. Über-