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über die Platte gelegten und dann angewischten Blatt
Seidenpapier weggehoben und dann, wie bei einer neuen
Platte, Feuchtung aufgegossen, welche man, je nach dem
Copirgrade und der mehr oder weniger krüftigen Zeich-
nung zwischen 2—-10 Minuten einwirken lässt. Der
Temperatur im Arbeitsraume soll auch etwas Aufmerksam-
keit geschenkt werden, denn. eine je höhere Temperatur
herrscht, desto rapider wirkt die Feuchtung, daher während
der Sommermonate die Feuchtung eingekühlt werden soll.
Dieses Nachfeuchten erfolgt nur dann, wenn man
die Ueberzeugung hat, weder durch zu langsames Auf-
tragen noch durch übermässige Farbverwendung, oder
unrichtige Consistenz der Farbe (zu dünne Farbe), eine
unrichtige Wirkung der Bilder erlangt zu haben.
Lagert sich aber während des Druckens nur über
die lichten Partien des Bildes ein leichter, störender
Ton, so wird dann die kräftig aufgetragene Platte mit
einem in Feuchtung getauchten, weichen und völlig sand-
freien Schwamme unter kreisförmigen Bewegungen und
leichtem Drucke vorsichtig überwischt, womit bezweckt
wird, dass die Schichte an den tonigen Stellen mehr
Feuchtung erhält und sich heller gestaltet. Es bleiben
bei dieser Procedur die kräftigen Stellen, infolge der auf-
getragenen Druckfarbe, von der Feuchtung unberührt;
bei solchen Druckplatten, welche von flauen, monotonen
Negativen copirt wurden, gelingt es, durch öfteres Ueber-
wischen über die aufgetragene Farbe, eine bedeutend
bessere Wirkung, grössere Contraste in den Bildern zu
erzielen.
Es soll jedoch gleich angeführt werden, dass mit
diesem Steigern der Effecte auch eine gewisse Grenze
eingehalten bleiben muss, denn die Bildschichte verträgt
die unzarte Behandlung des Ueberwischens nicht zu oft,
besonders nicht in rascher Aufeinanderfolge. Es verlieren
nämlich die zarten Uebergänge in der Zeichnung und