Vor- und Nachbelichtung.
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bilder bei abendlicher Beleuchtung, Theateraufführungen, Festsäle, Nacht-
szenen usw. Im Atelier kann Superpan zum Herausarbeiten besonderer
Beleuchtungseffekte Verwendung finden. Seine hohe Farbenempfind-
lichkeit bewirkt die farbentonrichtige Wiedergabe von Hautpigmenten,
Kostümen und Ausstattungen. Bei Verwendung von verschiedenen Licht-
arten und Filtern ergeben sich mannigfaltige Möglichkeiten für Trick-
aufnahmen u. dgl.
Die genaue Prüfung der Eigenschaften einer Emulsion auf Platte oder
Film, also die Bestimmung der Allgemeinempfindlichkeit und der Empfind-
lichkeit für Blau, Grün, Gelb und Rot und die Art der Gradation, ob steil
oder flach, ob gleichmäßig oder nicht und der Umfang der Gradation
wird heute mit großer Genauigkeit nur mehr mit Gra ukeilphoto-
metern durchgeführt (Kap. 39). Die Umrechnung in Scheinergraden
kann leicht erfolgen.
Empfindlichkeitssteigerung von Platten und Filmen
durch eine allgemeine Zusatz- oder Hilfsbelichtung
(Vorbelichtung oder Nachbelichtung).
Die Vor- oder Nachbelichtung zum Zweck der Empfindlichkeitssteige-
rung beruht auf der Beeinflussung des Schwel lenwertes einer Platte,
d. h. jener kleinsten Lichtmenge, die noch imstande ist, beim Ent-
wickeln eine Schwärzung zu verursachen. Lichteindrücke, die unter dem
Schwellenwert liegen, bewirken keine Schwärzung mehr, bleiben also un-
sichtbar. Man kann nun der Platte oder dem Film entweder vor der Auf-
nahme eine bestimmte Lichtmenge zuführen, die gleich dem Schwellenwert
ist — man spricht dann von Vorbelichtung, oder die Schicht wird nach
der Aufnahme einer Nachbelichtung unterzogen, deren Lichtquantum
ebenfalls dem Schwellenwert entsprechen muß. Die Wirkung dieser Hilfs-
belichtung ist dieselbe, ob sie vor oder nach der Aufnahme erfolgt, wenigstens
besteht kein praktisch verwertbarer Unterschied. Der Empfindlichkeitsge-
winn durch Vor- oder Nachbelichtung ist je nach der Beschaffenheit der
Schicht etwas verschieden und kann bis zu 6 Grad Scheiner ansteigen;
der volle Vorteil tritt aber nur bei genauester Bemessung der Hilfs-
belichtung auf.
Durch die Vor- oder Nachbelichtung láBt sich auch die Gradation
der Platten beeinflussen und man kann durch sie weichere Negative er-
halten, die bei der Portrátphotographie von Nutzen sind, ferner kann man
sie auch zum Ausgleich von Beleuchtungshärten bei Blitzlicht- und Nacht-
aufnahmen mit künstlicher Beleuchtung benützen.
Bei der praktischen Ausführung von Vor- und Nachbelichtung
muß zunächst der Schwellenwert für die benutzte Platten- oder Film-
sorte bestimmt werden, indem man eine auf die Bromsilberschicht nur ganz
schwach wirkende Lichtquelle, z. B. eine sehr hellrote Dunkelkammerlampe
benutzt. Zweckmäßiger ist die nach Prof. Neugebauer hergestellte Vor-
belichtungslampe ,Ormuzd“ von Conrad & Schumacher (Berlin-Schône-
berg) mit dem sich besonders gut eignenden b laugrünen Lichtfilter;
ihre Konstruktion gestattet, Expositionszeiten von wenigen Sekunden mit