Full text: Photographisches Praktikum

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Die Negativretusche. 
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entstehen manchmal Unrichtigkeiten; so können z. B. die Lichter des Bildes 
im Negativ entweder zu wenig oder zu stark gedeckt, die Schatten zu hell 
oder zu dunkel sein. Auch eine ungünstige Beleuchtung führt zu 
Mängeln im Bilde. 
Alle Fehler der Darstellung, die der Natur widersprechen und einen 
störenden, das Auge beleidigenden Eindruck machen, sollen möglichst 
schon auf dem Negativ beseitigt oder doch wenigstens gemildert werden. 
Eine gute und vernünftige Retusche kann ein Bildnis viel naturähnlicher 
machen und eine Landschaft durch Verminderung oder Vermehrung von 
Kontrasten, also durch Vertiefen oder Aufhellen von Schatten oder Lich- 
tern, oft zu ungeahnter Wirkung bringen. Die Retusche darf und soll 
trotzdem nur ein Notbehelf bleiben. Der Lichtbildner muß schon 
bei der Aufnahme und beim Entwickeln auf ein technisch vollendetes 
Negativ hinarbeiten, an dem wenig mehr zu verbessern übrig bleibt. Stim- 
mung in das Bild zu bringen, soll nicht Sache der Retusche sein. Immer- 
hin kónnen sich manchmal stórende Fehler einschleichen, die man trotz 
aller Abneigung gegen Retusche beseitigen muß. 
Wir unterscheiden zwischen der Retusche auf der Schichtseite 
und der auf der Rückseite des Negativs. Auf der Schichtseite wird 
das Ausflecken heller durchsichtiger Stellen und von Verletzungen der Gela- 
tineschicht vorgenommen, dann die feine Bleistiftretusche im Gesicht bei 
Porträts; auf der Rückseite bringt man die gröberen Retuschen an, die 
unscharf kopieren sollen und die Flächenretusche, die auf die Änderung 
von Tonwerten ausgeht. 
Die Retusche auf der Schichtseite mit Bleistift findet besonders 
bei Porträts zum Ausgleich unruhiger Stellen im Gesicht Anwendung, wo- 
bei es vorteilhaft ist, der Arbeit einen positiven Abdruck zugrunde zu 
legen. Falten und Unreinheiten der Haut, die dadurch übermäßig her- 
vortreten, daß sie im Positiv zu dunkel, im Negativ also zu hell und durch- 
sichtig erscheinen, können durch leichtes Übergehen mit Bleistift gemildert 
oder unterdrückt werden. Hierbei darf man aber nicht zu weit gehen, weil 
die Gesichtszüge, auch wenn unschön, zur Charakteristik des Menschen 
gehören und stets erkennbar bleiben müssen. 
Das vollständige Glätten oder „Verjüngen‘‘ 
eines Gesichtes ist ein arger Verstoß gegen die 
Natur und gegen den guten Geschmack, ein 
Betrug an der Wahrheit und meist auch eine 
Bemäntelung begangener Fehler bei der Auf- 
nahme. Ältere und fleckige Gesichter sollte 
man durch den Gebrauch farbenempfind- 
licher Platten von langer Gradation, dann 
durch eine günstige weiche Beleuchtung 
oder durch Verwendung weich zeichnen- 
der Linsen schon bei der Aufnahme ruhiger 
und geschlossener gestalten. 
Das Aufsetzen von sogenannten Spitzlichtern mit Bleistift auf 
Stirn oder Nase bei zu flau ausgefallenen Porträts wirkt belebend und kann 
in manchen Fällen von Vorteil sein, soll aber sehr diskret geschehen. 
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