Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Elektrochemische Theorie. 
Theilchen neutralisiren, und diese Neutralisation der Elektricitaten 
giebt sich gerade so als Licht und Warme zu erkennen, wie wenn ent 
gegengesetzte Elektricitaten von zwei Kugeln zu einander überspringen. 
Hienach ist das Licht, welches sich bei chemischen Verbindun 
gen, z. B. der Verbrennung, oder der Verbindung des Schwefels 
oder Chlors mit Metallen entwickelt, vom elektrischen in nichts 
wesentlich verschieden, nur daß das gewöhnliche elektrische Licht zwi 
schen den Oberflachen zweier ganzen Körper oder Atomensyfte me, 
das chemische zwischen den Oberflächen der kleinsten Theilchen oder 
Atome selbst überspringt, so daß die ganze Masse derselben zu glü 
hen scheint. 
Da nun der Einfluß der Berührungsnahe, welcher die entge 
gengesetzte Elcktrisirung beider Theilchen hervorgerufen hat, auch beide 
entgegengesetzt elektrisch erhalt, gerade wie dies bei zwei in der Be 
rührungsnahe befindlichen heterogenen Platten der Fall, so werden 
sich diese Theilchen als entgegengesetzt clektrisirte beständig durch An 
ziehung in dieser Berührungsnahe erhalten, ja würden unstreitig zur 
völligen wahren Berührung kommen, wenn nicht irgend ein anderer 
Einfluß, den wir vollen Grund haben, in der eigenthümlichen Warme i 
der Körper zu suchen, sie doch in einer gewissen Entfernung von 
einander erhielte, und zwar in derjenigen, wo er mit der Anzie 
hungskraft, die durch die ungleichartigen Elektricitaten entwickelt ist, 
ins Gleichgewicht kommt *. 
Es leuchtet ein, wie nach der hier von uns aufgestellten Vor 
stellungsweise ein zusammengesetzter Körper neutral erscheinen kann, 
wenn er gleich aus einer unendlichen Menge entgegengesetzt elektri- 
sirter Theilchen zusammengesetzt gedacht werden muß. Zn der That, 
welchen Punct des Körpers wir auch berühren mögen, so werden 
wir doch wegen der gleichen Austheilung diejer entgegengesetzt elek- 
trisirten Theilchen durch den ganzen Körper stets verhaltnißmaßig 
eben so viel positive als negative Theilchen berühren, mithin den 
Erfolg der Berührung eines neutralen Körpers erhalten müssen; 
und die einzelnen Theilchen selbst werden durch diese Berührung 
nicht null elektrisch werden können, weil der fortdauernde Einfluß 
ihrer Berührungsnahe die Elektricitaten, so wie sie entzogen werden, 
sofort wieder entwickeln muß. 
Man kann als einen Umstand, welcher der Ansicht, daß die 
zusammengesetzten Körper aus einer Combination entgegengesetzt elek- 
* Da wir durch Neutralisation der Elektricitätcn stets Wärme entstehe» sehen, 
so dringt sich sehr leicht die Vermuthung auf, daß umgekehrt der unerschöpfliche 
Quell der sogenannten natürlichen Elektricitätcn in den Körpern nichts anders als 
ihre, größtentheils gebunden vorhandene, Wärme sey», oder natürliche El. und 
eigenthümliche Wärme der Körper zusammenfallen möchte. Wir halten cs indeß 
für zweckmäßig, von solchen hypothetischen Vorstellungen, die selbst nur durch 
Anknüpfung an andere dergleichen Vorstellungen sich ergeben, keinen Gebrauch 
zu machen.
	        
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