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Schlesien.
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Das Riesengebirge.
r Tracht eines Volkes ergeht es ähnlich wie dem Farbenüberzug irgend eines
Gegenstandes; je mehr daran polirt wird, desto blasser wird das Aussehen, aber
in einzelnen nicht erreichbaren Vertiefungen bleibt die Farbe doch unberührt stehen.
Die gleichmachende Neuzeit verfährt ganz ebenso mit der guten alten Tracht unserer Bauern,
und die von der großen Straße abseitliegenden Gebirgsthäler sind es dann namentlich, die am
längsten dieser verblassenden Volksverfeinerung widerstehen.
Diese Wahrnehmung kann man auch in Schlesien machen; die Trachten der Gegend
zwischen Fischbach, Landshut und Tannhausen, die also eine Strecke von etwa sechs Meilen
einnehmen, sind die originellsten und kleidsamsten im mittleren Theile der Provinz Schlesien
geblieben, während das Flachland nur an vereinzelten Stellen noch die Volkstracht erhält.
Beschränkt sich auch die Männertracht nur auf allgemein Uebliches, wie es vielfach in Deutsch—
land vorkommt, so bietet dagegen die Frauentracht und insbesondere die Kopfputze derselben
noch Vieles, was diesem Landestheile eigenthümlich und ursprünglich der Vorzeit entstammt ist.
Es ist indeß in den obenerwähnten Gegenden so viel Gleichartiges in der Tracht, daß ich sie
glaube als zusammengehörig betrachten zu können.
An Werktagen sieht man den schlesischen Bauer gewöhnlich in der kurzen Jacke einher—
gehen; sie ist von dunkelblauem Tuch, mit besponnenen Knöpfen besetzt und kleinen Schößchen
am Rücken versehen, der Kragen ist modern heruntergeschlagen und aus den nach außen
angebrachten Taschen hängt das bunte Taschentuch heraus. Für die Weste, welche mit einer
Reihe bunter Metallknöpfe geschlossen wird, sind Damaststoffe, geblumter Sammet und dunkles
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