Full text: Deutsche Volkstrachten

In Burg ist eine complicirtere Form als Festtracht sehr beliebt, es bildet das farbig 
blumige oder weiße Kopftuch durch Wickelung über ein breites Pappgestell eine Art Hörner— 
mütze, welche durch eine breite Fraise von gekräpptem Mull vervollständigt wird, die im 
Nacken hoch emporstehend wie der altenglische Kragen des 16. Jahrhunderts den Kopf mit 
seiner breiten Mütze einrahmt. 
Die gestickten, weißen Kopftücher, deren Fipfel im Dreieck am Nacken herabfallen, ge— 
hören ebenfalls der Festtracht an. Einer dem ähnlichen Form, welche nur in den seitwärts 
und über den Nacken herabhängenden Fipfeln eine kleine Verschiedenheit zeigt, und bei der 
Abendmahlstracht aus weißem feinen und reichgestickten Leinenstoff gebildet wird, sei noch 
hierbei erwähnt. 
Im Winter legt man das Kopftuch zum Schutze gegen das Wetter dergestalt, daß es 
einem Bashlik ähnlich ist und nur Augen, Nase und Mund frei bleiben, und endlich werden 
auf dem Felde die Kopftücher in der Weise dreizipflig gelegt, daß zwei Fipfel einander deckend 
am Nacken herabhängen und die andern beiden unter dem Kinn geknüpft werden. 
Die Bewohnerinnen von Leede und Leipe tragen zu sonntäglichem Putz eine zierliche 
Haube von weißem durchzogenen Mull und mit Ranten besetzt; vom Nacken bis zum Kinn 
geht eine breite, doppelt gelegte Fraise, welche unter dem Kinn durch eine buntseidene Schleife 
zusammengehalten wird. 
Den Oberkörper umschließt ein Mieder von schwarzem Sammet, aus welchem die 
weißen kurzen Hemdärmel heraustreten, deren mit Kanten besetzter Rand immer umgeschlagen 
ist. Das gewöhnliche Brusttuch ist von hellfarbigem Kattun oder auch von bedruckter Wolle, 
jedoch an Festtagen und namentlich bei gewissen Festlichkeiten, wie Hochzeiten, Taufen oder 
Abendmahlsfeierlichkeit, von feinstem weißen Gewebe und mit RKanten besetzt. Das Brusttuch 
wird immer in drei Fipfel zusammengelegt, deren einer am Rücken herabfällt, während die 
andern beiden, durch eine am Mieder befestigte Spange gehalten, unter dem Bund der breiten 
Schürze verschwinden. Diese ist in Stoff und Farbe dem gleichen Wechsel unterworfen wie das 
Brusttuch, auch sie ist als ein Stück der Festtracht bei Taufen und Hochzeiten von gesticktem 
Mull; breit und faltenreich, erreicht sie beinahe den Saum des Rockes. 
Der wollene Rock, von verschiedener Länge, ist zunächst des Bundes in enge Falten ge— 
näht, fällt dann in breiterer Faltenlage herab. Hierbei ist fast jede Farbe beliebt, doch ist der 
nationale Rock immer von hochrothem dicken Wollenstoff, zuweilen auch noch mit schmalen 
grünen oder schwarzen Längenstreifen durchwebt; der Rand ist mit blauer oder grüner Seide 
besetzt, auch werden schottische Muster zu diesem Besatz gewählt; darin hat fast jede Dorfschaft 
ihren eigenen Geschmack. 
Der Spenzer mit umgeschlagenem Kragen und langen Aermeln ist immer von schwarzem 
Stoff, gewöhnlich von Cuch oder Kamelot und vervollständigt die Kirchentracht. 
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