Full text: Photographisches Praktikum

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Architekturaufnahmen. 
gehört ebenfalls eine Vertiefung in die Technik und vor allem Sinn für 
Linienführung und bildmäßige Darstellung, wenn das Bild einen gefälligen 
Eindruck machen und angenehme perspektivische Verhältnisse zeigen soll. 
. Die Perspektive hängt von der Entfernung des Standpunktes und 
von dessen Höhe und Richtung ab, also von der Aufstellung des Appa- 
rates; die Bildwirkung von der Beleuchtung, dann von der Wahl und 
Auffassung des Motives. X | / 
Der Standort wird zweckmäßiger Weise derart gewählt, daß keine 
Symmetrie im Bilde herrscht, also nicht gegenüber der Frontmitte eines 
Gebäudes und nicht senkrecht zu demselben, sondern schräg und seit- 
wärts, damit eine perspektivische Verjüngung bzw. Verkürzung der Haupt- 
linien des Bauwerkes zum Ausdruck kommt. Auch bei der Aufnahme 
langer Straßenzüge kann die Symmetrie dadurch vermieden werden, daß 
man den Apparat nicht in der Straßenmitte aufstellt, sondern etwas seit- 
wärts. Die Höhe des Standpunktes soll dabei dem natürlichen Anblick 
entsprechen. Man stellt daher den Apparat auf den ebenen Boden, ob- 
wohl ein höherer Standpunkt, etwa im Stockwerk eines gegenüberliegenden 
Hauses, für eine korrekte Wiedergabe der Architektur vielleicht bequemer 
wäre. Im letzteren Falle wirkt die Aufnahme aber, obwohl sie technisch 
sehr vollkommen sein kann, doch ungewöhnlich. / 
Der Vordergrund soll sich bei Architekturbildern. nicht unnötig 
breit machen und nicht zuviel Bodenfläche einnehmen, auch nicht Gegen- 
stände enthalten, die störend in das Bild ragen, z.. B. Leitungsdrähte, 
und den Eindruck der Architektur schädigen oder sie als nebensächlich 
erscheinen lassen. Belaubte Bäume im Vordergrund können den land- 
schaftlichen Reiz des Bildes erhöhen. Wenn sie aber zuviel Einzelheiten 
verdecken, dann weiche man ihnen aus oder wähle lieber eine Jahreszeit, 
in der keine störenden Laubmassen vorhanden sind. 
Von wesentlichem Einfluß auf die Bildwirkung ist eine geeignete 
Beleuchtung. Sie soll einerseits gute Plastik bewirken, andererseits 
mit dem Charakter des Gebäudes in Einklang stehen. Man vermeide 
es also, daß die Sonne ganz von vorne auf das Bauwerk fällt. Ein 
heiterer Baustil verlangt zarte, weiche Sonnenbeleuchtung mit durchsich- 
tigen Schatten; ein massiges Bauwerk wird durch tiefe, breite Schatien 
ernster erscheinen. Plastisch wirkt die Beleuchtung, wenn-die Sonne, 
wie in den Morgen- und Abendstunden, ziemlich tief steht, halb von vorn 
und von der Seite auf das Objekt fällt und lange durchsichtige Schatten 
wirft. Eine sehr weiche Beleuchtung entsteht, wenn die Sonne hinter 
leichtem Gewölk versteckt ist. Die kurzen, schweren Schlagschatten 
zur Mittagszeit wirken neben den grellen Lichtern der hochstehenden 
Sonne nicht vorteilhaft, am wenigsten im Hochsommer. Unter Um; 
ständen kann auch eine Gegenlichtaufnahme den Eindruck der Massig- 
keit eines Gebäudes durch Unterdrückung von architektonischen Einzel- 
heiten erhöhen; es ist aber dabei zu verhüten, daß die Sonne in_das 
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