Full text: Photographisches Praktikum

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36. Die Atelierkamera. 
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zu können. Diese Einrichtung ist zur angemessenen Verteilung der Schärfe 
bei solchen Objekten zweckmäßig, die nicht in einer zur Mattscheibe 
parallelen Ebene liegen. Atelierkameras sind infolge ihrer soliden Bauart 
ziemlich groß und schwer und daher für Aufnahmen außerhalb des Hauses 
nicht geeignet. Sie werden gewöhnlich nicht größer als bis zum Format 
18 X24 cm, höchstens aber im Format 30 X40 cm hergestellt: Für größere 
Bilder wählt man besser und billiger den Weg der Vergrößerung, ‚schon 
aus dem einfachen‘ Grunde, weil selbst die vollkommensten Objektive 
bei großen Formaten bzw. sehr langen Brennweiten niemals die Leistungs- 
fähigkeit der kleineren ‚Nummern erreichen. Dies gilt namentlich von der 
Tiefenzeichnung. 
Die Vorderwand ist zum leichten Einsetzen und Herausnehmen des 
Objektivbrettes beim Wechseln des Objektivs eingerichtet, und muß ge- 
nügende Festigkeit besitzen, damit das oft große und schwere Porträtobjek- 
tiv kein Neigen aus der Vertikalebene verursacht. Das Objektivbrett oder 
die Vorderwand soll nach oben und unten verschiebbar sein, weil es nicht 
immer wünschenswert ist, die Stellung des Objektivs gegenüber der Matt- 
scheibenmitte beizubehalten. Eine seitliche Verschiebbarkeit ist bei Atelier- 
kameras leichter zu entbehren. Durch Beigabe mehrerer Objektivbrettchen 
können Objektive verschiedener Brennweite angewendet und bequem ge- 
wechselt werden. Man achte stets darauf, daß das Objektiv normaler Weise 
gegenüber der Mattscheiben mitte steht und daß das Objektivbrettchen 
nicht nach unten hängt. 
Der Mattscheibenrahmen des Apparates soll senkrecht zum Laufboden 
und zur Objektivachse stehen. Er ist bei besseren Kameras beweglich ein- 
gerichtet und läßt sich um eine horizontale Achse, gewöhnlich auch noch um 
eine vertikale Achse drehen, so daß die Mattscheibe nach allen Seiten 
geneigt werden kann, ein Vorteil für die Verteilung der Schärfe und zum 
Vermeiden von Verzerrungen, wenn einzelne Teile des Objektes dem Apparat 
viel näher liegen. Das ist z. B. bei sitzenden Personen, von vorn gesehen, der 
Fall, wenn man sich Kopf, Knie und Füße durch eine Linie verbunden denkt. 
Die Mattscheibe wird dann um die horizontale Achse in gleichem Sinne 
geneigt (parallel gestellt), um eine perspektivische Verzeichnung zu ver- 
meiden. Häufig ist man auch bei Porträts gezwungen, die ganze Kamera 
vornüber zu neigen, um die Ansicht mehr von oben zu erhalten und die ganze 
Mattscheibe für das Bildnis besser auszunutzen. Zum Vermeiden von Ver- 
zerrung muß dann die Mattscheibe wieder vertikal gestellt werden, so daß 
sie nicht mehr senkrecht zum Laufboden steht. In der Neigbarkeit der Platte 
nach vor- oder rückwärts besitzt man anderseits ein Mittel, um einzelne 
Körperteile, z. B. die Hände etwas kleiner als in der Natur erscheinen zu 
lassen, wozu auch eine Verstellung um die vertikale Achse beitragen kann. 
Zur Begrenzung kleinerer Formate im Mattscheibenrahmen dienen aus- 
wechselbare Einsätze aus Holz oder geschwärztem Blech mit einem ent- 
sprechend großen Ausschnitt, z. B. für Visit- und Kabinettformat. 
Vorder- und Hinterteil der Atelierkamera sind durch einen langen, 
gerade verlaufenden‘ Balg miteinander verbunden. Der hintere Teil läßt 
sich auf dem Laufbrett verschieben. Der Vorderteil ist mit dem Grund-
	        
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