Full text: Photographisches Praktikum

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27. Landschaften. 
Inhalt verleihen und seinen Charakter harmonisch vervollständigen. Sie ist 
aber auch ein gefährliches Hilfsmittel, weil eine unpassende oder aufdringliche 
Staffage sehr viel verderben kann. Eine willkürlich in die Landschaft gestellte 
Person, die sich vielleicht noch besonders auffällig bemerkbar macht, zerstört 
unfehlbar die Bildwirkung. Es ist sonach darauf zu achten, daß nur Leute, 
die dem Charakter des Bildes entsprechen oder in die Gegend gehören, als 
Staffage verwendet werden, z. B. Jäger mit Hunden, Hirten mit ihren Herden, 
Fischer am Strande, Bauern und Landarbeiter auf Feldern und Äckern usw. 
Dient die Staffage nur als Ergänzung des Bildes, soll sie also nicht etwa der 
Hauptgegenstand sein, so ist sie möglichst aus der Bildmitte und aus dem 
hellsten Lichte zu bringen; auch soll sie nicht in aufdringlicher Größe er- 
scheinen. Jedenfalls hüte man sich, das Bild mit Staffage zu überladen, weil 
es sonst zu unruhig wirkt. 
Einige allgemeine Kunstregeln. Der Lichtbildner hat 
wohl zu überlegen, ob ein Motiv schön und malerisch ist, um eine gute Bild- 
wirkung zu versprechen und er muß sich Rechenschaft darüber geben können, 
warum es ihm gefällt, ob der Reiz in den Formen, in der Farbe oder in der 
Stimmung liegt, um danach zu beurteilen, ob diese auch in der photo- 
graphischen Darstellung zum Ausdruck gebracht werden kann. Er soll, ohne 
die Naturwahrheit zu opfern, die künstlerische Harmonie und Einheit an- 
streben. Die Hauptobjekte müssen durch ihre Lage und Beleuchtung hervor- 
gehoben, die nebensächlichen und minder wichtigen Dinge mit allen Mitteln 
der photographischen Technik zurückgedrängt werden. Alle in der Malerei 
geltenden Bedingungen: Einheit, Gleichgewicht, Ruhe, Unterordnung, Wieder- 
holung, Abwechslung, Kontraste usw. dürfen auch im photographischen 
Bilde nicht außer acht gelassen werden. 
Das Gleichgewicht braucht nicht immer durch Linienführung herge- 
stellt zu werden, auch die zweckmäßige Verteilung von Licht und 
Schatten (Fleckwirkung) kann zu diesem Ziele führen. Um eine bildmäßige 
Wirkung zu erzielen, soll in jedem Bild ein höchstes Licht vorhanden sein, 
dem sich alle anderen Lichter unterordnen. Diese Lichtkonzen- 
trierung ist von malerischem Reiz. Liegt der Schwerpunkt des Bildes allzu 
bestimmt an einer Stelle, entweder, weil viele Linien dahin streben oder weil 
schwere tiefe Schatten oder helle Lichtflächen sich dort befinden, so trachte 
man etwas ins Bild zu bringen, was als Gleichgewicht wirkt, z. B. irgend- 
einen dunklen Gegenstand zum Ausgleich zu vielen Lichtes oder einen helleren 
als Gegenwert zu vieler Schatten. Durch solche Kontrastwirkungen wird 
die Einseitigkeit vermieden und das Ganze bekommt Halt. Selbstverständlich 
darf auch hier nichts übertrieben werden. Zu viele auseinanderstrebende 
Linien, zu viele verstreute Lichter, mögen sie sich noch so sehr ergänzen und 
im Gleichgewicht halten, wirken stets unruhig und verwirrend; sie lassen die 
Einheit des Bildes, ein wichtiges Grundgesetz, vermissen. Es muß 
sich in jedem Bilde eine gewisse Zusammengehörigkeit aller Einzelheiten 
erkennen lassen, ein Leitmotiv, um das sich alles andere gruppiert. Diese 
Einheit wird nicht allein durch die zweckmäßige Anordnung der Linien, Lichter 
und Schatten bewirkt, sondern auch dadurch, daß man alle Widersprüche 
und Störungen vermeidet. 
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