Full text: Photographisches Praktikum

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28. Architekturen. 
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28. Architekturaufnahmen. 
Um Gebäude, Denkmäler, Standbilder und Baulichkeiten überhaupt gut 
und charakteristisch photographieren zu können, gehört ebenfalls eine Ver- 
tiefung in die Technik, und vor allem Sinn für Linienführung und bildmäßige 
Darstellung, wenn das Bild einen gefälligen Eindruck machen und angenehme 
perspektivische Verhältnisse zeigen soll. 
Die Perspektive hängt von der Brennweite, Entfernung des Standpunktes 
und von dessen Überhöhung ab, also von der Aufstellung des Apparates; die 
Bildwirkung von der Beleuchtung und Auffassung des Motivs. 
Der Standort wird zweckmäßigerweise derart gewählt, daß keine 
Symmetrie im Bilde herrscht, also nicht gegenüber der Frontmitte eines Ge- 
bäudes und nicht senkrecht zu ihm, sondern schräg und seitwärts, damit eine 
perspektivische Verjüngung bzw. Verkürzung der Hauptlinien des Bauwerkes 
zum Ausdruck kommt. Auch bei der Aufnahme langer Straßenzüge kann die 
Symmetrie dadurch vermieden werden, daß man den Apparat nicht in der 
Straßenmitte aufstellt, sondern.etwas seitwärts. Die Höhe des Standpunktes 
soll dem natürlichen Anblick entsprechen. Man stellt daher den Apparat mit 
dem Stativ in Kopfhöhe auf den ebenen Boden, obwohl ein höherer Standpunkt, 
etwa im Stockwerk eines gegenüberliegenden Hauses, für eine korrekte Wieder- 
gabe der Architektur vielleicht bequemer wäre. In diesem Fall aber wirkt 
die Aufnahme, obwohl sie technisch sehr vollkommen sein kann, doch un- 
gewöhnlich. 
Der Vordergrund soll sich bei Architekturbildern nicht unnötig 
breitmachen und nicht zuviel Bodenfläche einnehmen, auch möglichst. keine 
Gegenstände enthalten, die störend in das Bild ragen, z. B. Telegraphen- 
stangen und Leitungsdrähte. Belaubte Bäume im Vordergrund können den 
landschaftlichen Reiz des Bildes erhöhen; wenn sie aber zuviel Einzelheiten 
verdecken, dann weiche man ihnen aus oder wähle lieber eine Jahreszeit, in 
der die störenden Laubmassen fehlen. 
Von wesentlichem Einfluß auf die Bildwirkung ist eine geeignete B e- 
leuchtung. Sie soll einerseits gute Plastik bewirken, andererseits mit dem 
Charakter des Gebäudes in Einklang stehen. Man vermeide also, daß die Sonne 
ganz von vorne auf das Bauwerk fällt. Ein heiterer Baustil verlangt zarte, 
weiche Sonnenbeleuchtung mit durchsichtigen Schatten, ein massiges Bau- 
werk hingegen wird durch tiefe, breite Schatten ernster erscheinen. Plastisch 
wirkt die Beleuchtung, wenn die Sonne, wie in den Morgen- und Abend- 
stunden, ziemlich tief steht, halb von vorn und von der Seite auf das Ob- 
jekt fällt und lange durchsichtige Schatten wirft. Eine sehr weiche Be- 
leuchtung entsteht, wenn die Sonne hinter leichtem Gewölk versteckt ist. 
Die kurzen, schweren Schlagschatten zur Mittagszeit wirken neben den grellen 
Lichtern der hochstehenden Sonne nicht vorteilhaft, besonders im Hoch- 
sommer. Kine Gegenlichtaufnahme kann unter Umständen den Eindruck der 
Massigkeit eines Gebäudes durch Unterdrückung von architektonischen 
Einzelheiten erhöhen; es ist aber dabei zu verhüten, daß die Sonne in das 
Objektiv scheint. Besondere Beachtung verdient die plastische und dabei 
günstige Beleuchtung der Aufnahme von Denkmälern und Standbildern
	        
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