Full text: ABC der Röntgentechnik

Empfindlichkeit und Empfindlichkeitsprüfung von Rönt- 
genfilmen. Steht einem Röntgeninstitut ein neuer oder verbesserter 
Film zur Verfügung, so wird meistens versucht, die Frage nach der 
Güte des Materials durch Untersuchung seiner charakteristischsten 
Eigenschaft, „der Empfindlichkeit‘ zu beantworten. Man versteht 
dabei unter der praktischen Empfindlichkeit den Einfluß, den der 
Film auf die bisher gewohnten Belichtungsdaten, vornehmlich auf 
die Expositionszeit, hat. 
Es werden nacheinander Vergleichsaufnahmen mit denselben Be- 
lichtungsdaten, bei besonders sorgfältiger Arbeit, Aufnahmen mit 
halbierten Filmen vom gleichen Objekt mit der gleichen Kassette 
angefertigt, gemeinsam gleich lang in demselben Entwickler ent- 
wickelt; schließlich beurteilt man den Schwärzungseindruck, den 
die Aufnahmen machen. Ein gewisser orientierender Wert soll 
dieser Untersuchungsmethode nicht abgesprochen werden; mehr 
als eine grobe Abschätzung bedeutet sie keinesfalls, wie die nach- 
folgende Betrachtung erhärtet. 
Der landläufige Begriff Empfindlichkeit umfaßt nämlich eine ganze 
Reihe von Faktoren, die von gleicher Wertigkeit hinsichtlich der 
Bildgüte sind. 
1. Bereits in der Lichtphotographie macht eine wissenschaft- 
liche Definition der Empfindlichkeit von Emulsionen große 
Schwierigkeiten. Man muß nämlich eine aufgewandte Strahlen- 
menge in Verbindung bringen mit der erzielten Schwärzung und 
das Problem liegt (ganz abgesehen von dem Einfluß der Entwicklung usw.) 
in der Auswahl des Grundwerts der Schwärzung, auf dem auf- 
gebaut werden soll. 
Hurter und Driffield gingen bei ihrer Empfindlichkeitsbestim- 
mung vom graden Mittelstück der Gradationskurve* aus. 
Sie benutzten dabei ihre Beobachtung, daß — bei bromkalifreier Entwicklung! — 
die Verlängerung der geraden Mittelteile der Gradationskurven derselben ver- 
schieden lang entwickelten Emulsion sich im gleichen Punkt der Abszissenachse 
schneiden (s. Abb. 26). Den Abstand dieses Schnittpunktes vom Koordinaten- 
nullpunkt nahmen sie als Empfindlichkeitswert (Inertia). Je kleiner dieser Ab- 
stand, desto geringer ist auch die Belichtung, bei welcher eine auf dem grad- 
linigen Kurvenstück liegende Schwärzung zu erreichen war. 
Sie vernachlässigen den Bereich der Unterbelichtung ganz. Da 
aber diese Zone beim Bildaufbau (s. Bildumfang *) eine große Rolle 
spielt, weil in diesem Intervall zahlreiche Bilddetails wiedergegeben 
werden, führte Eder als Maßstab der Empfindlichkeit den Schwel- 
lenwert ein* 
Er kam zu seinem Vorschlag durch die Erkenntnis, daß bei gleichem Verlauf des 
gradlinigen Mittelteils der Gradationskurven zwei Emulsionen im Bereich der 
Unterbelichtung durchaus verschiedene Schwärzungswerte geben können. 
Die in diesem Intervall hochliegende Kurve gibt noch Objektdetails wieder, 
wo die Emulsion der tiefliegenden Kurve keine Schwärzung mehr registriert. 
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