Full text: ABC der Röntgentechnik

Brechung der Röntgenstrahlen. Eine Brechung der Röntgenstrahlen 
gleich der Lichtbrechung konnte bisher nicht nachgewiesen werden. 
Sie ist auch, wie eine mathematische Diskussion des Problems 
zeigt, wegen der Kleinheit ihrer Wellenlänge unwahrscheinlich. 
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Röntgenstrahlen ist also 
in allen Körpern gleich groß anzunehmen, 
Sorgfältige Untersuchungen mit dem Ziel der Auffindung eines Brechungs- 
index für Röntgenstrahlen (von Walter) ergaben für Aluminium den Brechungs- 
exponenten n sicher kleiner als 1,000005. 
Ähnliche Untersuchungen (von Barkla) ergaben für Kaliumbromid n sicher 
kleiner als 1,00005. Webster und Clark konnten auch bei der Untersuchung 
der scharfen Absorptionsbandkanten keine Änderung des Brechungsindex finden. 
Schrifttum: B. Walter, Naturw. Rdsch. 11 (1896): 332. C. G. Barkla, 
Phil. Mag. 31 (1916): 257. Webster und Clark, Phys. Rew. 8 (1916): 528. 
Bremsstrahlung. Röntgenstrahlen entstehen immer dann, wenn 
schnell fliegende Elektronen plötzlich stark abgebremst werden. 
Der Vorgang ist unabhängig von dem Ursprung der Elektronen. 
In modernen Röntgenröhren dient als Elektronenquelle ein elektrisch zur Weiß- 
glut erhitzter Draht (Glühkathode). Ihre hohe Geschwindigkeit erhalten die 
Elektronen durch das elektrische Feld der an die Röhre gelegten Hochspannung. 
Um unerwünschte, vorzeitige Abbremsung der Elektronen durch Zusammen- 
stoß mit Luftmolekülen zu verhindern, sind die Röhren hoch evakuiert (min- 
destens 10-5 mm Hg). 
Die Abbremsung der Elektronen in Röntgenröhren erfolgt durch 
Aufprall auf die Antikathode. Bei dem Bremsvorgang entsteht 
vorwiegend Wärme- und Lichtstrahlung; nur etwa 2%.) der auf- 
gewandten Energie wird in verwertbare Röntgenstrahlung um- 
gesetzt. Da in der Elektronenwolke, die von der Glühkathode zur 
Antikathode hineilt, stets Elektronen verschiedener Geschwindig- 
keit vorhanden sind und da ferner die Abbremsung in verschiedener 
Form verläuft, entsteht beim Bremsvorgang immer ein Gemisch 
verschieden harter Strahlung. 
Der Bremsstrahlung ist der kontinuierliche Teil des Röntgen- 
spektrums* zugeordnet. Die bei der Bremsung der Kathoden- 
strahlen* entstehende Höchstfrequenz — die (kürzeste) Grenz- 
wellenlänge 44 — entsteht dann, wenn ein Elektron beim Zusammen- 
stoß mit einem Atom der Antikathode seine ganze Energie auf 
einmal verliert und hängt nur ab von der Geschwindigkeit des Elek- 
trons und nicht von der Art und Eigenschaft des bremsenden Atoms. 
Neben der Bremsstrahlung besteht die charakteristische 
Strahlung*, die Elektronenstrahlung* und die Streu- 
strahlung*. (Über Entstehung und Eigenart s. dort.) 
In der medizinischen Röntgenographie bedient man sich zur Er- 
zeugung des Bildes fast ausschließlich der Bremsstrahlung, 
nur bei Aufnahmen über 70 kVs enthält die von der Röhre gelieferte Strahlung 
einen Anteil charakteristischer Wolfram-Strahlung, 
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