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Göttingen.
S
Platz hernieder schauen. Dort wurde unter Lichtenberg's
ind Kästner's Aufsicht früher eine werthvolle Silberstufe in
einem hölzernen Futteral aufbewahrt und den Besuchern der
Bibliothek und des Museums gezeigt; gutes reines, glänzendes
Silber aus den Schachten des Harzes, die zu jener Zeit min—
der karg als gegenwärtig waren. Die Stufe war so schwer,
daß es schien, als müsse jedem, der etwa Gelüste trüge, sie
iich zuzueignen, die Lust vergehen, und die genannten Herren,
welche für die sichere Aufbewahrung dieses köstlichen Schatzes
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Möglichkeit eines Diebstahls. Groß war daher ihr Schrecken,
als sie eines Tags das hölzerne Futteral erschlossen und den
Vogel ausgeflogen fanden. Die gelehrten Herren sahen sich
mit Entsetzen an, und das waren keine Silberblicke, die sie
wechselten. Als sie endlich vom ersten Schrecken wieder zu sich
und zu Worten kamen, fragte Kästner, mit einer betrübten
Miene auf den leeren Kasten deutend: „Was fangen wir nun
mit diesem Unglückskasten an“? „Wir wollen“ — erwiderte
Lichtenberg sich schnell wieder fassend — „die Nase hineinlegen,
die wir von Hannover kriegen werden“. Der Witz war theuer
erkauft aber gut. Von dem Räuber der berühmten Silberstufe
hat man nie ein Wort vernommen.
Kehren wir indeß zur Aufzählung der wichtigsten öffent⸗
lichen Bildungsinstitute zurück.
Die Entbindungs-Anstalt steht neben dem Geis—
mar⸗-Thore am Walle. Diese wichtige Anstalt ging aus der
anf Hiller's Ansuchen bereits im Jahre 1751 gestifteten
Hebammen⸗Institut im Hospitale zum heil. Kreuze hervor. Das
Gebäude wurde 1782 gegründet, 1791 vollendet und 1824