Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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weniger Realität oder Vollkommenheit — realıtas und perfecko decken Wesen "mites 
sich — enthalten darf als die Wirkung, denn das Plus wäre ja. aus nichts verlichen hat 
geworden. So viel („objektive“, vorgestellte) Realität eine Vorstellung ent- jehlenden Vo 
hält, so viel oder mehr: („formale“, wirkliche) Realität muß ihre Ursache Ursachen “at 
enthalten. Die Idee Gottes als unendlicher, unabhängiger, allmächtiger, der Idee Col 
allweiser und schöpferischer Substanz ist mir nicht auf dem Wege der Von‘ bet 
Sinne gekommen, ich habe sie auch nicht selbst gebildet. Das Vermögen, Wahrhaftig 
ein vollkommeneres Wesen, als ich bin, vorzustellen, kann ich nur haben die! Ursache 
von jemand, der wirklich vollkommener ist als ich. Da ich erkenne, daß eine Vernum 
das Unendliche mehr Realität enthält als das Endliche, kann die Idee erschiene um 
des Unendlichen nicht. durch Abstraktion und Negation aus der des dem zusÜmm 
Endlichen entstanden sein, sie ist früher als diese; allein durch Ver- Menschen: ei. 
gleichung mit der absoluten Vollkommenheit Gottes werde ich mir meiner aÖllichen @: 
Mängel und meiner Endlichkeit bewußt. Jene Vorstellung kann mir nur von nicht den ze 
Gott selbst eingepflanzt sein. Die Idee Gottes ist mein ursprünglicher Kurterium ge 
Besitz, ist ebenso angeboren wie die meiner selbst. So wenig erschöpfend daß‘ hier! ein 
sie ist, reicht sie doch hin, Gottes Existenz einzusehen, wenn auch nicht, das Dasein € 
sein Wesen vollkommen zu begreifen, so wie man einen Berg berührt,  RRDMANN zu 
ohne ihn zu umfassen. heitsregel ist 
Descartes führt. die Idee Gottes. ein, teils um durch den Beweis der Realerund If 
Existenz des vollkommensten, darum absolut wahrhaftigen Wesens seinem er Schaft die 
kühnsten und vernichtendsten Zweifelsgrunde zu begegnen, teils um dem die: Regel da 
Solipsismus zu entgehen. So lange nur dasSelbstbewußtsein des Ich feststand, willden Zirk 
war kein zwingender Grund für die Annahme vorhanden, daß es außer sich Selbst 
dem Ich irgend etwas gebe, daß die scheinbar von außen kommenden auf Gottes wW 
Ideen wirklich von äußeren Dingen bewirkt werden und nicht aus dem die einzelnen 
Geiste selbst herstammen. Denn der natürliche Instinkt, der sie auf vor Augen hı 
Gegenstände außer uns bezieht, konnte ja täuschen. Nur durch die Idee und deutlich 
Gottes unter Zuhilfenahme des Satzes, daß die Ursache mindestens eben- Unsere 4 
soviel Realität enthalten muß, als die Wirkung, werde ich über mich wird‘ Weßniert 
selbst. hinausgeführt und versichert, daß ich nicht das einzige Wesen in ut nulla. ala 
der Welt bin. Da die Gottesidee mehr vorgestellte Realität enthält, als der der. Sub“ 
ich wirkliche, kann ich nicht ihre Ursache sein. UM SIG eretIT 
Zu diesem empirischen Beweise, der das Dasein Gottes aus der ihn! abzutrete 
Vorstellung Gottes (der Erfahrungsthatsache, daß wir eine Idee von Defnition: str 
ihm haben) herleitet, fügt Descartes den (modifizierten) ontologischen Suche. seiner 
des Anselm, der es aus seinem Begriffe deduziert. Während die Ideen 
aller übrigen Dinge nur die Möglichkeit des Daseins in sich schließen, 1 Hierzu 1 
ist von dem Begriff” des vollkommensten Wesens das notw endige Da- die Gotteserken: 
sein untrennbar. Gott kann nicht ohne Existenz gedacht werden, er hat ersterer Subjekt 
den Grund seiner Existenz in sich selbst, er ist a se oder causa su. allgewaltig das 
Endlich noch ein drittes Argument. Die Vorstellung von Vollkommen- Gegenüber der 
heiten, die ich nicht besitze, kann mir nur von einem vollkommeneren Ma
	        
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