Full text: Geschichte der neueren Philosophie

90 DESCARTES. 
Mitte aufgehängten Zirbeldrüse (conarion,'glans pinealis, glandula) gelangen, allein in b‘ 
in die Nerven wandern und durch Beeinflussung der mit diesen ver- und Weise 
bundenen Muskeln die Gliederbewegungen bewirken. — Das bisherige Tiere die 
betrifft nur den Körper und gilt daher ebenso für den tierischen. Gäbe geschreckt. 
es Automaten, die in der äußeren und inneren Einrichtung völlig Tieren Körper, es 
glichen, so könnten wir sie schlechterdings nicht von wirklichen Tieren unter- auch nicht 
scheiden. Wären dieselben aber Menschenleibern gleichgemacht, so würden weiß sie n' 
wir an zwei Mängeln erkennen, daß sie keine echten Menschen sind: sehnt sich 
wir würden an ihnen den Gedankenaustausch, die Sprache vermissen fühlt nicht 
und ebenso die aus der Vernunft (nicht bloß aus der Körperkonstitution) sieht und 
entspringenden Bewegungen. Das einzige, was den Menschen über das sich nicht, 
Tier erhebt, ist die vernünftige Seele, die wir keineswegs als ein Produkt will; es h: 
der Materie, sondern nur als von Gott eigens hinzuerschaffen betrachten bewegt sic 
dürfen. Die Verbindung der Seele oder des Geistes (anıma stve mens) Die f 
mit dem Leibe ist zwar nicht eine so lockere, daß sie nur wie der Einzelheite 
Schiffer in seinem Schiffe sich in ihm aufhielte, aber anderseits bei der verweisen, 
völligen Wesensfremdheit beider Substanzen auch nicht so intim, daß sie Thätigke 
mehr als eine mo compositionts (Einheit der Zusammensetzung) wäre. Gewalt ist, 
Obwohl die Seele mit dem ganzen Körper verknüpft ist, entspinnt sich woran sie 
ein vorzugsweise reger Verkehr zwischen beiden an einem Punkte, an Ausführun 
der durch ihre geschützte und centrale Lage, vor allem als das einzige Gesichtspu 
unpaarige Organ des Gehirns ausgezeichneten Zirbeldrüse. Sie ist, Descartes’ 
nebst den bis zu ihr hin und von ihr aus sich bewegenden Lebens- und‘ Rede 
geistern, der Vermittler zwischen Geist und Körper, sie als Vereinigungs- haltung si 
punkt für die doppelten Eindrücke des rechten und linken Auges und sehr versc] 
Ohres, ohne welchen wir die Gegenstände statt einfach doppelt wahr- volıtzo wer 
nehmen würden, der Sitz der Seele. Hier übt und empfängt sie eine Wollen, « 
direkte Wirkung auf den Körper und von dem Körper, hier wohnt sie wollend is 
und bringt durch ihren Wunsch eine kleine eigentümliche Bewegung der dem Vors 
Drüse, mittelst dieser eine Änderung in dem Lauf der Lebensgeister sondern € 
(denn nicht Bewegung zu erzeugen, Nur deren Richtung zu verändern ganz offer 
vermag sie) und dadurch Gliederbewegungen hervor, so wie sie anderer- DAssio 
seits die kleinste Änderung im Laufe der spir7//us an der entsprechenden, modifizier‘ 
je nach der sinnlichen Eigenschaft der wahrzunehmenden Körper ver- sind abeı 
schiedenen Bewegung der Drüse bemerkt und durch Empfindungen be- seiner Ve: 
antwortet. Wenn Descartes den unmittelbaren Wirkungsaustausch zwischen sinnlichen 
Seele und Leib auf einen kleinen Körperteil beschränkt, so macht er frei schalt 
eine Ausnahme mit der memoria, in der er eine mehr materielle. als ohne Beil 
psychische Leistung sieht und die seiner Vermutung nach durch das blickt, ist 
ganze Gehirn verbreitet ist. . von dem 
So weit der Begriff der cogıtatio von Descartes gefaßt wird, er ist volitzonis 
doch zu eng, um für eine anıma vegetativa und eine anıma Senstttva Thätigkei 
Raum zu lassen. Wer die Seele dem Geiste gleich setzt, ihr Wesen jedes. Wo
	        
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