DER MENSCH. 9I
'ula) gelangen, allein in bewußter Thätigkeit bestehen läßt, die Empfindung für eine Art
t diesen ver- und Weise des Denkens erklärt, der ist zu der Paradoxie genötigt, dem
Das bisherige Tiere die Seele abzusprechen. Descartes ist nicht vor derselben zurück-
ischen. Gäbe geschreckt. Die Tiere sind bloße Maschinen, belebte aber nicht beseelte
- völlig Tieren Körper, es fehlt ihnen das bewußte Wahrnehmen und Begehren, wenn
ı Tieren unter- auch nicht der Schein desselben. Wenn eine Uhr sieben schlägt, so
cht, so würden weiß sie nichts davon, sie bedauert nicht, daß es schon so spät ist, sie
enschen sind: sehnt sich nicht danach, bald acht schlagen zu dürfen, sie will nichts,
°he vermissen fühlt nichts, stellt nichts vor. Dies ist das Schicksal des Tieres. Es
erkonstitution) sieht und hört nichts, es hungert und dürstet nicht, es freut und fürchtet
hen über das sich nicht, wenn man hierunter nicht rein körperliche Vorgänge verstehen
ls ein Produkt will; es hat von alledem nur die bewußtlose materielle Unterlage, es
en. betrachten bewegt sich und in ihm bewegt sich’s, das ist alles.
ma sive mens) Die folgenreich gewordene Psychologie des Descartes, über deren
‚nur wie der Einzelheiten wir auf die tüchtige Monographie von Dr. ANTON KocH 1881
erseits bei der verweisen, scheidet die cog//altiones in zwei Arten: achones und PAsSLONES.
intim, daß sie Thätigkeit soll alles sein, was aus der Seele selbst stammt und in ihrer
setzung) wäre. Gewalt ist, leidentlicher Zustand das, was sie von außen empfängt,
entspinnt sich woran sie nichts ändern kann, was sich ihr aufdrängt. In der weiteren
m Punkte, an Ausführung dieser Unterscheidung durchkreuzen sich die mannigfaltigsten
als das einzige Gesichtspunkte, so daß Unklarheiten und Widersprüche entstehen. Mit
rüse. Sie ist, Descartes’ schlichter, naiver, mehr weltmännischer als gelehrter Denk-
enden Lebens- und Redeweise vertrug sich eine subtile Feststellung und strenge Fest-
3 Vereinigungs- haltung sicherer Termini überhaupt nicht; mit dem Worte szve geht er
en Auges und sehr verschwenderisch, mit den Ausdrücken actzo, passio, perceptio, affeckto,
doppelt wahr- volitio wenig behutsam um. Zunächst setzt er das Thätigsein gleich dem
pfängt sie eine Wollen, denn der Wille entspringt ausschließlich aus der Seele, nur
hier wohnt sie wollend ist sie ganz unabhängig, und demgegenüber das Leiden gleich
‚Bewegung der dem Vorstellen und Erkennen, denn die Seele macht nicht ihre Ideen,
: Lebensgeister sondern empfängt sie, namentlich die sinnlichen Vorstellungen gelangen
y zu verändern ganz offenbar vom Körper zu ihr. Die Gleichungen „Aactio = praktisches,
ne sie anderer- passio = theoretisches Verhalten“ werden jedoch bald eingeschränkt und
;ntsprechenden, modifiziert. Die Naturtriebe und Affekte sind zwar Arten des Wollens,
ın Körper ver- sind aber nicht freie Erzeugnisse des Geistes, sondern entstehen aus
pfindungen be- seiner Verbindung mit dem Körper. Ferner sind nicht alle Perzeptionen
tausch zwischen sinnlichen Ursprungs; wenn die Seele als Phantasie mit ihren Vorstellungen
‚ so macht er frei schaltet, insbesondere wenn sie in reinem Denken bei sich verweilt,
; materielle‘ als ohne Beimischung der Einbildungskraft auf ihr vernünftiges Wesen hin-
ach durch das blickt, ist sie keineswegs bloß leidend. Sodann ist jeder Willensakt begleitet
von dem Bewußtsein, daß ich will. Die zol/io ist ein Handeln, die cog7/atio
ıßt wird, er ist volitionis ein Leiden, die Seele affiziert sich selbst, leidet durch ihre eigene
anıma Senstliva Thätigkeit, ist im selben Momente thätig und leidend zugleich. Also nicht
stzt, ihr Wesen jedes Wollen, z. B. das sinnliche Begehren, ist Thätigkeit, nicht jedes Vor-