DIE SEELE, DIE LEIDENSCHAFTEN. 93
°h fallen. ge- auf die Hälfte reduziert wird: admiratio, amor et odium, cupiditas (desir),
rstellens wie gaudium et tristitia, Die erste und die vierte haben kein Gegenteil, jene
vorstellt, als ist weder positiv noch negativ, diese ist beides zugleich. Mit Verwunde-
;n stellt sich, rung, worunter Achtung und Verachtung inbegriffen sind, wird das Interesse
ache so dar: an einem Objekte bezeichnet, welches weder durch Nützlichkeit anzieht,
noch durch Schädlichkeit abstößt und uns doch nicht gleichgültig läßt,
Sie wird geweckt durch den gewaltigen oder überraschenden Eindruck,
»ore; confusae den das Außerordentliche, Seltene, Unerwartete macht. Die Liebe will
das Förderliche sich aneignen, der Haß das Lästige abwehren, das Feind-
N ttns naturales liche vernichten. Die Begierde oder das Verlangen richtet sich in Hoffnung
und Furcht auf die Zukunft, Ist das Gehoffte oder Gefürchtete ein-
getreten, stellt sich Freude oder Trauer ein, sie gehen auf gegenwärtige
Güter und Übel, die Begierde auf bevorstehende.
Auf der Brücke seiner Theorie der Leidenschaften gelangt Descartes
N SERFÜS SD. von der Seelenlehre zur Sittenlehre. Keine Seele ist so schwach, daß
sie nicht die Leidenschaften völlig zu beherrschen und so zu lenken
nterscheiden: vermöchte, daß aus ihnen allen die der Vernunft günstige Stimmung der
aften (welche Freude erwachse. Die Freiheit des Willens ist unbegrenzt. Ist ihm
hen und von auch eine direkte Einwirkung auf die Leidenschaften versagt — er kann
ı absondern), sie nicht durch seinen bloßen Befehl vernichten und wenigstens die
sie spaltende: heftigeren nicht ohne weiteres zum Schweigen bringen —, SO besitzt er
erschiedenen doch in doppelter Weise eine indirekte Gewalt über sie. Während der
eile im Sinne Affekt dauert, vermag er zwar nicht ihn selbst (nehmen wir an: die
drücklich die: Furcht), aber wohl die Körperbewegungen, zu denen er reizt, (die Flucht)
hische Kraft, zu verhindern, in den Zwischenpausen der Ruhe aber Vorkehrungen zu
ınlichen, die treffen, welche einen neuen Ansturm der Passion minder gefährlich machen.
Statt gegen die eine Leidenschaft eine andere ins Feld zu führen, was
ngen, Wahr- nur eine scheinbare Freiheit, in Wahrheit eine fortgesetzte Knechtschaft
Körper (die bedeuten würde, soll die Seele mit eigenen Waffen kämpfen, mit festen,
en und vom auf sicherer Erkenntnis des Guten und Bösen beruhenden Maximen
‚en) bewirkt, (zudicia). Der Wille besiegt die Affekte durch Grundsätze, durch klare
x die Seele und deutliche Erkenntnis, welche die den Dingen durch die leidenschaft-
gen Willens- liche Erregung verliehenen falschen Werte durchschaut und berichtigt.
rper bezogen Was Descartes außer dieser negativen Forderung „Beherrschung der
vas wichtiger Affekte“ sonst noch — in den Briefen an die Prinzessin Elisabeth über
Ibst bezogen, das glückliche Leben und an die Königin Christine über die Liebe und
fen, erhalten das höchste Gut — zur Ethik beigebracht hat, ist nicht erheblich. Weis-
ähig ist, das heit ist das Ausführen dessen, was man als das Beste erkannt hat,
1aben wir in Tugend Standhaftigkeit hierin, Sünde Wankelmut. Ziel des menschlichen
ichen Affekte Strebens ist die Gewissensruhe, welche nur erlangt wird durch den Willen,
Ihren, deren tugendhaft, d. h. mit sich selbst übereinstimmend zu leben.
d. Descartes Neben der moralischen Aufgabe fällt dem Willen noch die theore-
von Spinoza tische des Bejahens und Verneinens oder des Urteilens zu. Wie ist,