Full text: Geschichte der neueren Philosophie

DER ÖOCCASIONALISMUS. 95 
mögen der Körper und Geist Substanzen oder unabhängige Wesen, denn der deut- 
‚ wie ist der liche Begriff des Körpers enthält nichts von Bewußtsein, Denken, Vor- 
findung, nur stellung, der des Geistes nichts von Ausdehnung, Materie, Bewegung. 
kann falsch Im Vergleich zu Gott sind sie es nicht, sie können ohne den Schöpfer 
18; wenn er weder sein noch gedacht werden. Überall wo (wie hier zwischen Substanz 
dem wahren im strengeren und im weiteren Sinne) zwischen einem Kigentlich und 
beschränkt, Uneigentlich unterschieden wird, verrät sich eine Unentschiedenheit, die 
h‘ einem Ur- auf die Dauer nicht ertragen wird, 
nn Klarheits- Der von Descartes behaupteten Substantialität der körperlichen und der 
‚ für die wir geistigen Welt entspricht vortrefflich seine durchaus neuzeitliche Tendenz, 
Im Willen den concursus dei möglichst weit zurückzuschieben und auf die Herstellung 
a: vermeiden. des Anfangszustandes einzuschränken, die einmal erschaffene Bewegung 
teil so lange ihren eigenen Gesetzen, die dem Geiste eingepflanzten Ideen seiner selb- 
h sind. Die ständigen Thätigkeit zu überlassen; dagegen verträgt sich schlecht mit 
eenninis wird ihr die von Augustin her beliebte Wendung, daß die Erhaltung der 
sind letzthin Welt eine perpetuierliche Schöpfung sei. Dort wird Gott in ein äußer- 
ligt hat, daß liches, hier in ein innerliches Verhältnis zur Welt gesetzt. Im ersten 
ı lasse, die Falle: wird die Welt betrachtet wie ein Uhrwerk, das, nachdem es auf- 
ose auf jene gezogen ist, mechanisch abläuft, im zweiten wie ein Musikstück, das der 
n praktisches Komponist selbst vorträgt. Wenn Gott die Kreaturen erhält im Sinne 
rer von der der fortgesetzten Schöpfung, so sind sie keine Substanzen; sind sie Sub- 
hängt. Um stanzen, so ist die Erhaltung ein leeres Wort, das man den Theologen 
ten Urteilen nachspricht, ohne sich etwas dabei zu denken. 
die einheit- Körper und Geist verhalten sich in unseren Gedanken ausschließend 
en meidend, gegeneinander, thun sie es ebenso in der Wirklichkeit? Sie können ohne 
u bethätigen. einander gedacht werden und ohne einander bestehen, können sie auch 
ohne einander alles das wirken, was wir sie wirken sehen? Es giebt 
unter den Bewegungen in der materiellen Welt solche, die wir auf einen 
Willensentschluß der Seele, unter den Vorstellungen solche (z. B. sinn- 
liche Wahrnehmungen), die wir auf körperliche Vorgänge als ihre Ursache 
zurückführen. Wie können Leib und Seele, wenn sie Substanzen sind, 
en in gewissen Thätigkeiten von einander abhängen; wie können sie, wenn 
osophie in sie entgegengesetzter Natur sind, aufeinander wirken? Wie kann der 
Geist, der. unkörperliche, unbewegte, die Lebensgeister bewegen und von 
den die Ans Ihnen Impulse empfangen? Substantialität (gegenseitige Unabhängig- 
Allan ider- keit) von Körper und Geist und Wechselwirkung (gegenseitige parbiclle 
der ‘Meister Abhängigkeit) derselben können nicht zusammen bestehen, die eine von 
Enter. Bei: beiden ist Täuschung und muß aufgegeben werden. Von den Materialisten 
ea Descartes (Hobbes) wird die Selbständigkeit des Geistes, von den Idealisten (Berkeley, 
Klarstellung Leibniz) die des Körpers, von den Occasionalisten wird die Wechsel- 
Ka wischen wirkung geopfert. Darin besteht‘ der Fortschritt der letzteren über 
Men def ge Descartes hinaus, welcher entweder naiv behauptet, trotz der Gegen- 
ander sind sätzlichkeit der körperlichen und geistigen Substanz bestehe zwischen ihnen
	        
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