ANTHROPOLOGIE: DIE ERKENNTNIS UND DIE LEIDENSCHAFTEN. LI9
des so scharf- ihrer Ursache.“ Da alles, was (die Ursache unserer Freude oder) den
°hen Freiheits- Gegenstand unserer Liebe in seinem Dasein fördert oder hemmt; zugleich
nschaften ge- die nämliche Wirkung auf uns ausübt, so lieben wir, was den Geliebten
erdammt, statt erfreut, und hassen, was ihn betrübt; sein Glück und sein Leiden ist auch
n Handlungen das unserige. Das Umgekehrte gilt von dem Objekte unseres Hasses:
mn aus Natur- sein Wohlergehen ärgert, sein Unglück erfreut uns. Sind wir Unseres-
nn es sich um gleichen gegenüber von keinem Affekte erfüllt, so empfinden wir in un-
Neid und die willkürlicher Nachahmung deren heitere oder trübe Gefühle mit. Das
ır lästige, aber Mitleid, das wir, wie jeden traurigen Affekt, loszuwerden streben, macht
enso wie Hitze uns zum Wohlwollen oder zur Hilfeleistung bei Entfernung der Ursache
sein wollen. — des fremden Leids geneigt. Der Neid gegen den, dem es gut, und das
venz und seiner Mitleid mit dem, dem es schlecht geht, haben beide ihre Wurzel: im Wett-
nicht ohne sie eifer. Der Mensch neigt von Natur zu Neid und Schadenfreude. Der
aturzusammen- Haß führt leicht zur Geringschätzung seines Objektes, die Liebe zur
e leidentlichen Überschätzung des ihrigen, die Selbstliebe zum Stolz oder Hochmut, der
haften gehören viel häufiger angetroffen wird als unverstellter Kleinmut. Das: über-
heit oder Ver- triebene Verlangen, geehrt zu werden, heißt Ehrsucht; hält sich die Be-
| vergänglichen mühung, anderen zu gefallen, in den Grenzen des Berechtigten, wird sie
bst wird keines als bescheidenes, liebenswürdiges, humanes Wesen (modestza) gelobt. Ehr-
seinem Dasein geiz, Schwelgerei, Trunksucht, Geiz und Wollust haben kein Gegenteil,
der Selbster- denn Mäßigkeit, Nüchternheit und Keuschheit sind keine Affekte (Passionen,
Dieser Trieb Leidenszustände), sondern bezeichnen die Macht der Seele, durch welche
venn er auf den jene Affekte gemäßigt werden, und von welcher unter dem Namen der
ien Körper be- „Tapferkeit“ später gehandelt wird. Die Niedergeschlagenheit oder Demut
mn (III Zrop. 9, ist eine aus der Betrachtung unserer Schwäche oder Ohnmacht ent-
; aber begehren springende Traurigkeit, ihr Gegenteil ist die Selbstzufriedenheit. Zu beiden
5 O7.) Zu der kann sich der (irrige) Glaube gesellen, daß wir die uns betrübende. oder
Affekte hinzu, erfreuende Handlung aus freiem. Entschlusse gethan haben; in diesem
°ht zu handeln Falle heißt der erste Affekt Reue. Hoffnung und Furcht sind eine un-
ıcht zu denken beständige Fröhlichkeit resp. Traurigkeit, welche aus der Vorstellung einer
‚ laetitia) ist der künftigen oder vergangenen Sache entsteht, über deren Eintritt und Aus-
ilia) sein Über- gang wir noch zweifeln. Es giebt keine Hoffnung ohne Furcht und keine
Furcht ohne Hoffnung; denn wer noch zweifelt, stellt sich etwas vor;
abinationen der was die Existenz der erwarteten Sache ausschließt. Ist die Ursache des
Descartes (vergl. Zweifels gehoben, so verwandelt sich die Hoffnung in das Gefühl der
reibung verfährt Sicherheit, die Furcht in Verzweiflung. Es giebt so viele Arten von
hl künstlich und Affekten, als es Arten der Gegenstände oder Ursachen derselben giebt.
Ai mit psycholo- Außer den im strengen Sinne „Passionen“, Zustände des Leidens zu
t unser Dasein, nennenden Affekten kennt Spinoza auch solche, die sich auf“ uns als Han-
e Ursachen der delnde beziehen. Nur solche von freudiger oder begehrender Art ge-
ler traurigen zu hören zu dieser Klasse der thätigen Affekte (III prop. 59); die traurigen
bunden mit der sind sämtlich ausgeschlossen, da sie alle ohne Ausnahme die Denkkraft des
tet von der Idee Geistes mindern oder hemmen. Die Gesamtheit dieser edleren Antriebe