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kontinentalen der cartesianischen Frage nach dem Ursprung der Erkenntnisse
Vorstellungen. Bacon hatte für den Gewinn eines fruchtbaren Wissens beweisen, da
den engsten Anschluß an die Erfahrung gefordert. Locke begründet sich anders
diese Empfehlung der Erfahrung durch eine ausgeführte Beschreibung so brauchte
dessen, was sie für das Wissen leistet, nämlich durch den Nachweis, daß die geboren, sie
Wahrnehmung in den einfachen Ideen den Stoff liefert für die zusammen- erworben, et
gesetzten Ideen und das gesamte Erkenntnisgeschäft des Verstandes. Des- richtung erst
cartes hatte die Vorstellungen nach ihrem Ursprunge in selbstgebildete, von Theorie von
außen kommende und angeborene eingeteilt (S. 81) und der letzten Klasse uns keine m(
den höchsten Wert zugesprochen. Locke bestreitet, daß es einen uranfäng- Sittenregeln
lichen Vorstellungsbesitz des Verstandes gebe, und läßt denselben die verworfen,
Elemente der Erkenntnis allein auf dem Wege der Sinnlichkeit, also von Scheu vor
außen, empfangen. Er ist Vertreter des Sensualismus — nicht in dem aber nicht
erst von den Fortsetzern seiner Bestrebungen intendierten strengen Sinne, sondern be«
daß das Denken aus der Wahrnehmung entspringe, ein umgewandeltes eines Grund
Empfinden sei, aber — in dem weiteren Sinne, daß das Denken (frei- billigt, weil
thätig) mit Vorstellungen operiere, die es weder schaffe noch ursprünglich Laien und <c
in sich vorfinde, sondern von der Wahrnehmung sich geben lasse, dem- und des Wi
nach der Erkenntnisprozeß mit der Empfindung, also einem passiven kenntnissen
Verhalten beginne. ‘Auf Anlaß des cartesianischen Problems, welches Satz erkennt
er im entgegengesetzten Sinne beantwortet, ergänzt Locke den Empirismus weiß es, daß
des Baco durch den Unterbau einer psychologischen Erkenntnislehre. Erkenntnisse
Daß Locke im Verlauf der Untersuchung ein neues Prinzip einführt, sinnliche Ein
das ihn vom empiristischen Wege abbiegen läßt, wird sich später zeigen. schrift schre
Die Frage „woher stammen unsere Vorstellungen“ wird zunächst in sie einge!
(im ersten Buche des Zssay concerning human understanding) negativ be- angeborenen
antwortet: es giebt keine angebornen Ideen oder Grundsätze (0 ziehung und
znnate princıples in the mind)‘. Die Lehre von dem Angeborensein ge- erstickt wer
wisser Prinzipien stützt sich auf deren allgemeine Geltung. Die be- schwinden, s
hauptete Übereinstimmung der Menschen hinsichtlich der logischen Gesetze, nicht gewirk
der sittlichen Vorschriften, der Existenz Gottes u. s. w. ist weder als Be- bei den Kir
weisgrund triftig, noch als Thatsache richtig. Erstens: selbst wenn es aber besitze
N CE geprägt, ohı
1 Nach Fox BOURNE] ist dieses erste‘ Buch später als die übrigen geschrieben In der‘ Seel
worden. GEIL (Über die Abhängigkeit Lockes von Descartes, Straßburg 1887, Kap. 3)
hat nachzuweisen versucht, daß sich dasselbe, da die angegriffenen Argumente bei gewußt wer
Descartes fehlen , nicht gegen diesen und seine Schule richte, sondern gegen ein- wissen. W«
heimische Verfechter der angeborenen Ideen, nämlich Herbert von Cherbury und etwa Bedeutung
die englischen Platoniker (Cudworth, More u. a.). Wie B. ERDMANN in seiner Be- bei richtiger
sprechung der Abhandlungen von G. GEIL und R. SOMMER (Lockes Verhältnis zu zw entdeck:
Desc., Berlin 1887) im AGPh, IL, S. g9—121, und HERTLING 1892 gezeigt haben, kenninisse
wendet sich Lockes Polemik dennoch hauptsächlich gegen die cartesianische Schule; 7
irreführend war nur, daß Locke der gegnerischen Ansicht, ihr zu Hilfe kommend, Künste für
sie gleichsam idealisierend, Beweisgründe leiht, die_bei den Cartesianern nicht nach- Weisheit u1
weisbar_ sind. Vorstellung:
LOCK3