Full text: Geschichte der neueren Philosophie

TC DIE ASSOZIATIONSPSYCHOLOGIE, 
von der Überzeugung begleitet, daß von ihr aus dem Gottesglauben keine Von dt 
Gefahr, eher eine Hilfe, erwachse. (Zoonomie c 
In zwei Sätzen ist die Grundanschauung dieser Psychologen ausge- geführt. 
drückt: 1) alles Vorstellungs- und Triebleben beruht auf der Mechanik 
psychischer Elemente, die höchsten und verwickeltsten inneren Phäno- 
mene (Gedanken, Gefühle, Entschlüsse) sind Produkte aus der Zusammen- Wie. Ba 
setzung einfacher Vorstellungen oder entstehen durch „Ideenassoziation“; Grotius das 
2) alle inneren Vorgänge, die zusammengesetzten wie die einfachen, selbst d: h. 
sind begleitet von resp. beruhen auf mehr oder minder komplizierten die Religion 
körperlichen Vorgängen, nämlich Nervenprozessen und Gehirnschwin- loslösen. und 
gungen. Wenn Hartley und Priestley gleicherweise eine assozlative Vernunft's 
und physiologische Behandlung der Seelenlehre fordern und in Angriff blickt. ist. er 
nehmen, so unterscheiden sie sich dadurch, daß der erstere vorsichtig Offenbarung 
nur von einem Nebeneinandergehen, einer Korrespondenz der beider- appelliert, ist 
seitigen Prozesse redet, eine Materialisierung der inneren Erscheinungen Urkun den ni 
aber mit dem Hinweis darauf ablehnt, daß die Heterogenität von Be- läßt. "sondern 
wegung und Vorstellung eine Reduktion dieser auf jene verbiete und die hänzer Freid 
psychologische Analyse niemals zu körperlichen, sondern immer nur "Die alle 
zu psychischen Elementen gelange, auch nur ungern, im Gefühl der zusammen dıf 
Bedenklichkeit solcher Folgerung, die Abhängigkeit der Gehirnvibrationen lichen Inhalt 
von den mechanischen Gesetzen der Körperwelt und die durchgängige Gebote: Glaı 
Bestimmtheit des menschlichen Willens zugesteht und sich damit tröstet, positiven Reli 
daß trotzdem die moralische  Verantwortlichkeit bestehen bleibe; der Religion hinz 
letztere dagegen sich unerschrocken zu den materialistischen und ‚deter- schädliche‘ Zu 
ministischen Konsequenzen seines Standpunktes bekennt, die seelischen und betrügeri 
Vorgänge nicht bloß von materiellen Bewegungen begleitet sein, sondern Gestalt der v 
in solchen bestehen läßt (Denken ist Gehirnthätigkeit) und die Psycho- seiner kirchlie 
logie als Nervenphysik zu einem Teile der Physiologie macht. Die Leug- ES nunmehr . 
nung der Unsterblichkeit und des göttlichen Ursprungs der Welt soll Die Bez 
jedoch keineswegs aus dem Materialismus folgen: Priestley hat nicht nur eine Wahrhe 
den Atheismus Holbachs bekämpft, sondern ist auch mit eigenen Schriften ihrer ‘Gebote 
über die natürliche Religion und über die Entstellungen des Christen- faßlich und je 
tums in die Reihen der Deisten eingetreten. und Gesetzge 
Schon bei Hartley taucht (vergl. JopL, Gesch. d. Ethik I. S. 197 £) anderen als 
der für die Sittenlehre wichtige Satz auf, daß durch Assoziation Dinge und Pflicht sein. 
Handlungen (z. B. Beförderung fremden Wohles), die anfänglich nur als fers und Rich 
Mittel des eigenen Genusses begehrt und gethan wurden, mit der Zeit Lebensführung 
einen unmittelbaren Wert an sich selbst — losgelöst von dem ur- Form aiteete 
sprünglichen egoistischen Zwecke — erlangen. Diesen Gedanken hat Vernunft in a 
später James Mill (1829) wiederholt. Wie für den Ehrgeizigen der beide Lichter 
Ruhm, für den Habsüchtigen das Geld direkte Begehrungsobjekte ge- 
worden sind, so kann sich mittelst der Assoziation das Streben nach _ 
dem, was Lob erntet, in ein Streben nach dem, was Lob verdient, verwandeln. das a 4 
 Falcken D 
CC
	        
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