COLLINS, WOooLSTON. 165
Wesen Gottes Denkfreiheit zur Folge, indem sie den Eifer in sittlichen Dingen schwächt.
. von den ge- Die Geistlichen sind die ‚einzigen, welche das freie Denken verdammen.
Eigenschaften. Es ist ein Frevel, zu men) daß Irrtum nützlich und Wahrheit schäd-
sie! sihdalhur lich sein könne. Zum’ Beweis, ‚daß das freie Denken keineswegs den
kungen hinaus Charakter verderbe, gebt Collins zum Schluß ein Verzeichnis edler
ainchnursfür Freidenker von Sokrates bis zu Locke und‘ Tillotson. — Von den
; Moralreligion Gegenschriften seien die ruhig und sachlich SChaNehen Boyleschen
nung jadischer Predigten von 3, Wobot und der scharfe und derb witzige Brief des
bekulation und berühmten Philologen Richard Bentley genannt. Beide bekämpfen
uch"durch‘ ie nicht den obersten Grundsatz des Collins, sondern gestehen das Recht
eitunock nicht des unbeschränkten Vernunfigebrauches auch für religiöse Fragen in
vollem Maße zu; aber sie wenden sich gegen die Unterstellung, :als sei
Schriften!” den frei Wenken: so viel als Opposition machen. Auf der einen Seite sei
en: Briefen kan Collins’ Freidenken :zu frei, nämlich zügellos, voreilig, anmaßend und
0) schreitet "er paradox; auf der andern nicht (vorurteils-) frei genug.
Nachdem Shaftesbury die Sittlichkeit auf den Naturinstinkt des
len sder en: Schönen: gegründet und von der Religion unabhängig gemacht, auch
hre: üder dritte durch einen mit feinem Spott geführten Feldzug gegen Schwärmerei
nfte) beschäftigt und Orthodoxie der freidenkerischen Sache gedient, und Clarke in der
x Philosophie objektiven Vernunft der Dinge den Vertretern der natürlichen Religion
gehört ebenso ein brauchbares Moralprinzip dargeboten hatte, drohte die deistische Be-
Undurcharing- wegung mit der Debatte über die Weissagungen und über die Wunder!
tige Hemmung
zung der‘ Stoff- 1 Der Hauptkämpfer in dem durch Whistons Verfälschungshypothese hervor-
; die Bewegung gerufenen Streit über den Weissagungsbeweis war Collins (Über die Gründe und
Jividuiert. Wie Beweise der christlichen Religion 1724). Das Christentum ist auf das Judentum ge-
lichen Vernunft gründet, sein Grundartikel, daß Jesus der prophezeite Messias der Juden sei, sein
© Hauptbeweis der aus den Weissagungen des alten Testaments, der allerdings auf
er Konsequenz typischer und allegorischer Auslegung der betreffenden Stellen beruht. Wer diese
‚en,‘ das Ganze verwirft, der zieht der christlichen Offenbarung, die nur der allegorische Sinn der
ft des: Ganzen, jüdischen ist, den Boden unter den Füßen weg. — Den zweiten Offenbarungsbeweis,
in enthält eine den aus den Wundern, erschüttert Thomas Woolston (Sechs Diskurse über die
len aus alten Wunder unseres Heilands, 1727—17209) dadurch, daß er auch auf sie die allegorische
Deutung ausdehnt. Er stützt sich dabei auf die Autorität der Kirchenväter und vor
N 7 allem darauf, daß jene Erzählungen, wenn man sie wörtlich nimmt, allem Sinn und
m Discourse 0} Verstand widersprechen. Die unabweisbaren Bedenken, die sich gegen die buchstäb-
Urteilens nach liche Auslegung der Totenerweckungen, Krankenheilungen, Dämonenaustreibungen und
keine Wahrheit der übrigen Wunder erheben, beweisen, daß dieselben nur symbolische Darstellungen
ı Wege zu ihr der geheimnisvollen und wunderbaren Wirkungen, die Jesus verrichten werde, sein
las-Recht seiner Sollen. So bedeutet Jairi Töchterlein die jüdische Kirche, die bei Christi Wiederkunft
lem ‚Umstande: neu belcht Lazarus versinnbildlicht die Menschheit, die am ‚ingsten Tage auferweckt
E werden wird, die Geschichte von der leiblichen Auferstehung Jesu ist ein Symbol seiner
icht sind. Die geistigen Auferstehung aus dem Grabe des Buchstabens der Schrift. Gegen Sherlock,
ı Meinungsver- dessen „Zeugenverhör über die Auferstehung Jesu‘ lange Zeit für eine biündige Wider-
irden, ist unbe- legung der Angriffe Woolstons galt, trat P. Annet auf, der, ohne die Hinterthür der
schränkung der Sinnbildlichen Auslegung offen zu lassen, noch rücksichtsloser in der Aufdeckung von