Full text: Geschichte der neueren Philosophie

BOLINGBROKE, HUME, CONYBEARE, BUTLER. 169 
zu Professoren der Tugend noch neue Pflichten gegen Gott den Sohn und den hei- 
als der große ligen Geist hinzu. Man sieht, die Apologeten müssen sich, um nur mit 
_ die Autorität den Gegnern verhandeln zu können, selbst dem deistischen Grundsatz 
ırworfen habe. einer Vernunftkritik der Offenbarung bequemen. 
Judentum, alle Dieser Grundsatz, der, wie sehr er die Zeitgenossen anfangs erschreckte, 
h) angewandte bald auch die Denkweise der Gegner durchdrang und durch die Kanäle 
x Tod Christi der Aufklärung in die allgemeine Bildung überging, macht, obwohl er 
m ägyptischen vielfach mit Ungestüm und mit überflüssigem Haß gegen die Geistlich- 
gan‘ hofft‘ auf keit verfochten und angewandt wurde, das Berechtigte an den Bemü- 
linischen oder hungen des Deismus aus. Heute ist es eine Trivialität, daß alles, was 
antum. Unter Anspruch auf Wahrheit und Gültigkeit macht, sich vor der prüfenden 
3 Sendung des Vernunft zu rechtfertigen habe; damals wirkte dies Prinzip nebst der 
ın Testaments“ darauf basierten Trennung der natürlichen und der positiven Religion 
erleuchtend und befreiend. Das wirklich Mangelhafte an der deistischen 
ı zweifeln, ob Theorie, ‚das selbst von ihren Bestreitern kaum als solches empfunden 
sei. Einerseits wurde, war das Fehlen des religiösen Gefühles und jegliches geschicht- 
on, die durch lichen Sinnes, vermöge dessen die Vorstellung nichts Anstößiges hatte, 
n entartet, im daß Religionen „gemacht“ und Priesterlügen weltbewegende Mächte werden 
ırch schwache, könnten. Hume war der erste, der aus dieser unsäglichen Dürftigkeit 
wickelten und herausstrebte. Ein sonderbarer Zwiespalt war es, einerseits dem Menschen 
ogie das Ver- in der Vernunft einen sicheren Schatz religiöser Erkenntnis zuzusprechen, 
Vorbilder freier andererseits ihn dem Gaukelspiel listiger Pfaffen und Despoten preiszu- 
der Vernunft, geben. So haben die Deisten weder für die Eigentümlichkeit einer in- 
Glauben und nigen religiösen Empfindung, die sich in beglückender Ahnung über den 
Bibel auf ihre irdischen Kreis moralischer Pflichten ins Jenseits aufschwingt, noch für 
1 Ungereimtes das unwillkürliche, historisch notwendige Werden und Wachsen der indi- 
hrliches Mittel viduellen Religionsformen ein Auge gehabt. Hier wirkt jene Wegwendung 
je Masse bän- vom Wollen und Fühlen zum Denken, von der Geschichte zur Natur, 
Vernunft; und von den bedrückenden Verwickelungen des Gewordenen zur Einfachheit 
ıs dem Maule des Ursprünglichen nach, die wir als einen der hervorstechendsten 
r noch ‚einige Charakterzüge der neuern Zeit erkannt haben. 
der Religions- 3. Moralphilosophie. 1 
ung entgegen. 
gen die deis- Das Losungswort des Deismus war „Selbständigkeit der Religion“, 
2) und Josef das der modernen Moralphilosophie lautet „Selbständigkeit der Sittlichkeit“. 
menheit und Hobbes hat es ausgegeben wider die mittelalterliche Abhängigkeit der 
haffenheit der Moral von der Theologie; nun wurde es gegen ihn selbst gekehrt, denn 
1, daß natür- er hatte die Sittlichkeit aus der kirchlichen Herrschaft nur befreit, um 
ie ‚Christliche sie unter das nicht minder drückende und unwürdige Joch der Staats- 
\hre Grund: gewalt zu beugen. Selbstsüchtige Überlegung, so hatte er gelehrt, führt 
Verhältnissen 
/ernunftgesetz 1! Schätzbare Auszüge giebt SELBY-BIGGE, British Moralists, 1897.
	        
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