172 DIE ENGLISCHE MORALPHILOSOPHIE,
auch die Richtschnur des menschlichen Handelns sein sollen, verkörpert selbst, wenn .
in der Natur der Dinge oder ihren Eigenschaften, Kräften und Bezie- wicklung der
hungen, vermöge deren gewisse Dinge, Verhältnisse und Handlungsweisen und des Woll
zu einander passen, andere nicht. Sittlichkeit ist die subjektive Ange- hinweggegang!
messenheit des Benehmens zu dieser objektiven Angemessenheit. der Dinge als.ihre Leistu
(fitness of things), das Gute ist das Schickliche, Die Sittenregel, zu der individuelle W
uns Gewissen und vernünftige Einsicht verpflichten, gilt unabhängig von rechtigt gegen
dem Befehl Gottes und von aller Furcht und Hoffnung hinsichtlich des Schulen, der «
jenseitigen Lebens, wenn sie auch durch die religiösen Vorstellungen zu einer Sach
eine wirksame und bei der Schwäche des Menschen kaum entbehrliche
Unterstützung empfängt. Sie wird zwar nicht allgemein befolgt, aber doch Ihren H<
allgemein anerkannt; selbst der Unsittliche kann nicht umhin, die Tugend (1671—1713}
an anderen zu loben. Wer, der Leidenschaft gehorchend, den ewigen deten. Locke
Verhältnissen oder der Harmonie der Dinge zuwiderhandelt, widerspricht, klassischen A:
indem er die Ordnung des Universums zu stören unternimmt, seiner schöner Mens
eigenen Vernunft; er begeht die Absurdität, zu wollen, daß die Dinge als Erkenntni
seien, was sie nicht sind. Die Ungerechtigkeit ist in der Praxis, was Sittlichkeit un
Falschheit und Widerspruch in der Theorie. In dem bekannten Streite das Gute zug]
mit Leibniz verficht Clarke die Freiheit des Willens gegen den Deter- einzelnen —ı
minismus des deutschen Philosophen. weise mache:
In der Überzeugung, daß das subjektive Moralprinzip des Nutzens Bitterkeit geg;
unzulänglich, daher ein objektives zu suchen sei, daß Sittlichkeit in der den unter. den
Angemessenheit der Handlung zur Natur und Bestimmung des Gegen- teristics of men
standes bestehe und letzthin mit der Wahrheit zusammenfalle, fand Clarke Enthusiasmus,
einen Gesinnungsgenossen an W. Wollaston (+ 1724), bei dem der die Moraliste]
logische Gesichtspunkt noch deutlicher hervortritt. Die höchste Bestimmung v. GiZvexı u
des Menschen ist, die Wahrheit einerseits zu erkennen, andererseits in dings erschie
Handlungen auszudrücken. Diejenige Handlung ist gut, deren Ausführung Zee nl PD
die Bejahung (und deren Unterlassung die Verneinung) einer Wahrheit BENJ. RAND,
in sich schließt. Nach dem Gesetz der Natur soll das vernünftige Wesen Der me:
sich so betragen, daß es durch sein Thun niemals einer Wahrheit wider- scher: Einhei
spricht, d. h. jedes Ding als das behandelt, was es ist. Jede unmoralische der Welt. U
Handlung ist ein falsches Urteil, die Verletzung eines Vertrags eine meinschaftlich
praktische Leugnung desselben. Der Tierquäler erklärt durch seine That Glieder binde
das mißhandelte Tier für etwas, was es nicht ist, für ein empfindungsloses stantiellen Ei
Wesen. Der Mörder handelt wie einer, der dem Erschlagenen das Leben Gedanken un
wiederzugeben im stande ist. Wer im Ungehorsam gegen Gott mit den Seele behers
Dingen anders umgeht, als ihrer Natur gemäß ist, benimmt sich so, als üuntereinande:
wäre er mächtiger als der Urheber der Natur. — Zur Gleichstellung von bunden: Jed
Wahrheit und Sittlichkeit kommt als drittes identisches Glied die Glück- die eine gen
seligkeit hinzu. Ein Wesen ist um so glücklicher, je mehr seine Vergnü- Welt: Ordnun
gungen wahr sind; eine Lust aber ist unwahr, sobald für sie mehr (Unlust) nicht reine Bı
bezahlt wird, als sie wert ist. Ein vernünftiges Wesen widerspricht sich hüch das! Un