Full text: Geschichte der neueren Philosophie

HUTCHESON. BUTLER. 179 
srfolgt in lassen, seien noch einige Einzelheiten hervorgehoben. An zwei Punkten 
LESSING erkennen wir den Vorläufer Humes, Erstens darin, daß er der Vernunft 
tellungen bei der sittlichen Arbeit nur eine unterstützende Rolle zuweist. Zum 
doppelte Handeln bewegt uns niemals das Wissen eines wahren Satzes, sondern 
Ininter- immer nur. ein Wunsch, Affekt oder Trieb. Die letzten Zwecke giebt 
ng nach- stets das Gefühl, nur die Mittel vermag die Vernunft ausfindig zu machen. 
Besitzer, Zweitens in der Unterscheidung der stürmischen, blinden, schnell 
vorübergehenden Leidenschaften von den ruhigen, durch Erkenntnis 
ngig von vermittelten, dauernden Neigungen. Die letzteren sind die edleren, unter 
3 sowohl ihnen wiederum stehen die gemeinnützigen am höchsten, deren Wert 
eiche die noch weiter durch den Umfang ihrer Objekte bestimmt wird. Hieraus 
ı wir das ergiebt sich das Gesetz: eine liebreiche Neigung wird um so lebhafter 
las Glück gebilligt, je ruhiger und überlegter sie ist, je höher der Grad des Glückes 
d. Wäre der davon Betroffenen, und je mehr Personen durch sie beglückt werden. 
komman- Allgemeine Menschenliebe und Patriotismus sind höhere Tugenden als 
nicht der die Zuneigung zu Freunden und Kindern, Als Ziel der auf uns selbst 
4 so all- gerichteten Affekte taucht neben der Glückseligkeit — das erste Mal in 
avitation; der englischen Ethik — die Vollkommenheit auf. 
t mit der Josef Butler (1692—1750) ! nimmt es mit der Unmittelbarkeit sowohl 
lie Liebe. der Neigungen als ihrer moralischen Beurteilung noch strenger als Hutcheson, 
cher ver- indem er auch die auf das eigene Wohl gerichteten Triebe als solche für 
ndlungen, unegoistisch erklärt und, während jener die Güte der Handlungen in ihre 
laß soviel wohlthätigen Wirkungen (nicht für den Handelnden und den Beurteiler, aber 
für den Betroffenen und) für die Gesellschaft gesetzt hatte, das sittliche Urteil 
lurch Er- von allen voraussichtlichen oder eingetretenen Folgen absehen läßt. 
äter oder Das Gewissen, so nennt er den Moralsinn, billigt oder mißbilligt die 
ein un- Charaktere und die "Thaten unmittelbar an sich, gleichviel, was für Heil 
es (moral oder Unheil in der Welt durch sie angestiftet wird. Wir beurteilen eine 
Handlung Handlungsweise als gut nicht darum, weil sie der Gesellschaft nützt, 
nabhängig sondern weil sie den Forderungen des Gewissens gemäß ist. Diesen muß 
ngen und unbedingt gehorcht werden, was auch daraus erfolge. Wir dürfen auch 
ıns selbst. dann nicht gegen Wahrheit und Gerechtigkeit handeln, wenn dies mehr 
rnehmung Glück als Elend herbeizuführen schiene. — Auch Butler liefert einen 
) wir eine Baustein zu Humes Ethik, und zwar mit der Erneuerung der schon von 
beurteilen den Stoikern befürworteten Abtrennung der Begierde und Leidenschaft 
Charakter von der Selbstsucht oder dem Interesse. Die Selbstsucht begehrt etwas 
;; daß wir deshalb, weil sie sich davon Genuß verspricht; die natürlichen Triebe 
zen gleich aber ziehen unmittelbar, d. h. ohne die Vorstellung zu erlangender 
Sson_ mit 1 Butler: Predigten über die menschliche Natur 1726, vergl. S. 168; über ihn 
ngedeihen W. L. CoLLIns in den Philosophical Classics 1889. The works of bishop Butler hat 
und WILL. der berühmte Staatsmann GLADSTONE in 2 Bänden (nebst Studies suösidiary) 1896 
herausgegeben, 
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