Full text: Geschichte der neueren Philosophie

RELIGIONSPHILOSOPHIE. 199 
Wahrheiten Entstehung und ihre Wahrheit ist ein Objekt wissenschaftlicher Prüfung; 
ht denkt er die Religion hat ihren Ursprung in der Vernunft und dem Pflicht- 
x. Zur. em: bewußtsein; die natürliche Religion ist die älteste, die positiven Religionen 
die Konsta- sind eine Entartung oder Wiederherstellung derselben — akzeptiert er 
Zusammen- die erste mit Verwerfung der beiden anderen. Die Religion kann der 
t er sich als Vernunft entsprechen oder widersprechen, aber nicht aus ihr entspringen. 
hl sie es nur Sie hat ihren Grund in der menschlischen Natur, aber nicht in der ver- 
n; absolutes nünftigen, sondern in der sinnlichen Seite derselben, nicht in spekulativer 
ı ablehnende Wißbegierde, sondern in praktischen Bedürfnissen, nicht in der Betrach- 
rmeintlichen tung der Natur, sondern in der bangen oder frohen Erwartung der 
beweis’ auch Wechselfälle des‘ menschlichen Lebens. Besorgnis und Hoffnung hin- 
sichert sein, sichtlich künftiger Ereignisse lassen uns unsichtbare Mächte als Lenker 
konstatiertes unserer Geschicke voraussetzen und uns um ihre Gunst bemühen. Die 
andern auch Launenhaftigkeit des Glückes weist auf eine Mehrzahl von Göttern; die 
halten. Die Neigung, in allem uns selbst wiederzufinden, leiht ihnen menschenähnliche 
Schlüsse auf Eigenschaften; der starke Eindruck alles Sinnfälligen reizt zur Anknüpfung 
esen Gottes der göttlichen Macht an sichtbare Dinge; allegorische Ausmalung und 
ıten Schluß- Vergötterung hervorragender Menschen vollenden den Polytheismus. 
es enthalten Daß er, und nicht der (Mono-) Theismus, die ursprüngliche Religion 
jer faktische gewesen, behauptet Hume als Thatsache, für die geschichtliche, als 
auf solche wohlbegründete Vermutung für die prähistorische Zeit. Wer die 
das in der Menschheit mit der vollkommenen Religion beginnen läßt, kommt in 
positiv Ge- Verlegenheit, wie er die Verdunkelung der Wahrheit erklären solle, 
lie Zuthaten stattet unreife Zeiten mit einer Vollkommenheit des Vernunftgebrauches 
nen, welche aus, den sie schwerlich besaßen, läßt mit wachsender Bildung den Irrtum 
chnen; (So sich vergröbern und widerspricht dem sonst allenthalben beobachteten 
Fortschritt der Geschichte zum Besseren. Die philosophische Gottes- 
erkenntnis ist ein sehr spätes Produkt gereiften Nachdenkens; auch der 
ıd Zerstörer Monotheismus als Volksreligion ist, obwohl sein oberster Grundsatz mit 
eligion, ihre dem Ergebnis der Philosophie übereinstimmt, keineswegs aus vernünftiger 
and dem übers Überlegung, sondern aus denselben unvernünftigen Motiven wie die Viel- 
olle' Skepticis- götterei entstanden. Sein Hervorgang aus dem Polytheismus vollzieht sich 
dungen wider- dadurch, daß der oberste Gott (der König der Götter oder der nationale 
Achern ung die Schutzgott) durch Furcht und wetteifernde Schmeichelei seiner Anbeter in 
a ED den einen unendlichen geistigen Weltbeherrscher verwandelt wird. Bei der 
1, z.B. auch Thorheit der abergläubischen Menge bleibt jedoch diese verfeinerte Vor- 
‚ GRIMM, Zur stellung nicht lange rein erhalten: je erhabener die höchste Gottheit gedacht 
er Unterschied wird, um so dringender macht sich das Bedürfnis geltend, zwischen sie und 
entes Heft der den Menschen Mittler und Halbgötter, einzuschieben, die der menschlichen 
N br an Natur des Betenden verwandter und anheimelnder sind. Später tritt 
ys Philosophie dann wiederum eine Läuterung ein, so daß die Geschichte der Religion 
ng und Kritik einen fortwährenden Wechsel zwischen der niederen und höheren 
Form zeigt.
	        
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