Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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Tugend — die Lust der Selbstbilligung und der Achtung anderer — als SHE 
die einzigen Motive derselben ansehen. Daraus, daß die Tugend nach- der Wil 
träglich innere Befriedigung schafft und von anderen gelobt wird, folgt frage zu 
noch nicht, daß sie bloß um dieser‘ angenehmen Wirkungen willen geübt der Staz 
werde. Die Selbstsucht ist ein sekundärer Trieb, welchem, damit er N Shes er 
überhaupt entstehen könne, primäre Triebe vorangehen müssen. Erst als. eine 
nachdem man erfahren hat, daß die Befriedigung eines solchen ursprüng- Nu 
lichen Triebes (z. B. des Ehrgeizes) Lust gebracht hat, kann sie Gegen- einen: 
stand des bewußten reflektierten Luststrebens oder des Egoismus werden. ar 
Wer nicht von Natur ehrgeizig ist, dem gewährt Macht keinen Genuß, Sie ein 
und wer es ist, der begehrt nicht den Ruhm, weil ihm dieser Lust ge-  Hiebe 
währt, sondern umgekehrt, der Ruhm gewährt ihm Lust, weil er ihn be- eich n 
gehrt. Der Naturtrieb, der direkt auf das Objekt losgeht, ohne Kenntnis m meinan: 
und Voraussicht der lustvollen Folgen, ist das erste und erst aus seiner liche A 
Befriedigung kann sich die selbstsüchtige Reflexion auf den erhofften Recht, 
Genuß entwickeln. Wie mit der Neigung zum Ruhme, so verhält es sich Sich al 
mit dem Wohlwollen. Es ist in der Organisation unseres Gemüts als in. ihre 
ein ursprünglicher und unmittelbar auf das Glück anderer gerichteter Zweifeh 
Trieb angelegt. Nachdem er gewirkt hat und seine Äußerungen durch fürı.das 
Selbstzufriedenheit, Bewunderung, Dank und Erwiderung belohnt worden, Gewohr 
ist es allerdings möglich, daß die Erwartung solcher angenehmen Folgen Notbeh 
uns zur Wiederholung wohlthätiger Handlungen antreibt. Aber das ur- Auch 
sprüngliche Motiv ist. die egoistische Rücksicht auf die für uns nützlichen Beschei 
Wirkungen nicht. Wenn sogar die Rache aus der Kraft der Leidenschaft bannteı 
allein so eifrig verfolgt werden kann, daß dabei jede Erwägung der Sünder 
eigenen Ruhe und Sicherheit verstummt, so wird man auch der Menschen-  ANSZUHL 
liebe einräumen dürfen, daß sie uns häufig unser Interesse vergessen den ein 
macht. Ja noch mehr: die sozialen Neigungen sind, wie Shaftesbury rungen 
bewiesen, die stärksten von allen, und selten wird ein Mensch zu treffen Scheide: 
sein, in welchem nicht die Summe der wohlwollenden Triebe die der begriffe 
selbstischen überwöge, unsiche 
In dem Abschnitt über die Gerechtigkeit polemisiert Hume gegen tümer 
die Vertragstheorie. Erst in der Gesellschaft, aber nicht erst im Staat, Getrieb 
giebt es Recht, Eigentum und Heiligkeit des Versprechens. Durch Staats- Wirkun 
gesetz und Obrigkeit wird die Verpflichtung, Verträge zu halten, zwar zu  eckte 
einer strengeren erhoben, aber nicht geschaffen. Das Recht entsteht aus Mensch 
Konvention, d. h. nicht einem förmlichen Vertrage, sondern einer still- orößere 
schweigenden Übereinkunft, einem Gefühl gemeinschaftlichen Interesses, sich zu 
und diese Übereinkunft wiederum erwächst aus einer ursprünglichen Nei- 
gung, sich in Gesellschaft zu begeben. Der ungesellige und rechtlose 
Naturzustand ist eine Fiktion der Philosophen, er hat nie ‘existiert, die Di 
Menschen waren immer gesellig. Werden sie doch alle mindestens in der. Sk 
die Gesellschaft der Familie hineingeboren und kennen keine furchtbarere Voraus 
HUr
	        
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