204 1E,
Tugend — die Lust der Selbstbilligung und der Achtung anderer — als SHE
die einzigen Motive derselben ansehen. Daraus, daß die Tugend nach- der Wil
träglich innere Befriedigung schafft und von anderen gelobt wird, folgt frage zu
noch nicht, daß sie bloß um dieser‘ angenehmen Wirkungen willen geübt der Staz
werde. Die Selbstsucht ist ein sekundärer Trieb, welchem, damit er N Shes er
überhaupt entstehen könne, primäre Triebe vorangehen müssen. Erst als. eine
nachdem man erfahren hat, daß die Befriedigung eines solchen ursprüng- Nu
lichen Triebes (z. B. des Ehrgeizes) Lust gebracht hat, kann sie Gegen- einen:
stand des bewußten reflektierten Luststrebens oder des Egoismus werden. ar
Wer nicht von Natur ehrgeizig ist, dem gewährt Macht keinen Genuß, Sie ein
und wer es ist, der begehrt nicht den Ruhm, weil ihm dieser Lust ge- Hiebe
währt, sondern umgekehrt, der Ruhm gewährt ihm Lust, weil er ihn be- eich n
gehrt. Der Naturtrieb, der direkt auf das Objekt losgeht, ohne Kenntnis m meinan:
und Voraussicht der lustvollen Folgen, ist das erste und erst aus seiner liche A
Befriedigung kann sich die selbstsüchtige Reflexion auf den erhofften Recht,
Genuß entwickeln. Wie mit der Neigung zum Ruhme, so verhält es sich Sich al
mit dem Wohlwollen. Es ist in der Organisation unseres Gemüts als in. ihre
ein ursprünglicher und unmittelbar auf das Glück anderer gerichteter Zweifeh
Trieb angelegt. Nachdem er gewirkt hat und seine Äußerungen durch fürı.das
Selbstzufriedenheit, Bewunderung, Dank und Erwiderung belohnt worden, Gewohr
ist es allerdings möglich, daß die Erwartung solcher angenehmen Folgen Notbeh
uns zur Wiederholung wohlthätiger Handlungen antreibt. Aber das ur- Auch
sprüngliche Motiv ist. die egoistische Rücksicht auf die für uns nützlichen Beschei
Wirkungen nicht. Wenn sogar die Rache aus der Kraft der Leidenschaft bannteı
allein so eifrig verfolgt werden kann, daß dabei jede Erwägung der Sünder
eigenen Ruhe und Sicherheit verstummt, so wird man auch der Menschen- ANSZUHL
liebe einräumen dürfen, daß sie uns häufig unser Interesse vergessen den ein
macht. Ja noch mehr: die sozialen Neigungen sind, wie Shaftesbury rungen
bewiesen, die stärksten von allen, und selten wird ein Mensch zu treffen Scheide:
sein, in welchem nicht die Summe der wohlwollenden Triebe die der begriffe
selbstischen überwöge, unsiche
In dem Abschnitt über die Gerechtigkeit polemisiert Hume gegen tümer
die Vertragstheorie. Erst in der Gesellschaft, aber nicht erst im Staat, Getrieb
giebt es Recht, Eigentum und Heiligkeit des Versprechens. Durch Staats- Wirkun
gesetz und Obrigkeit wird die Verpflichtung, Verträge zu halten, zwar zu eckte
einer strengeren erhoben, aber nicht geschaffen. Das Recht entsteht aus Mensch
Konvention, d. h. nicht einem förmlichen Vertrage, sondern einer still- orößere
schweigenden Übereinkunft, einem Gefühl gemeinschaftlichen Interesses, sich zu
und diese Übereinkunft wiederum erwächst aus einer ursprünglichen Nei-
gung, sich in Gesellschaft zu begeben. Der ungesellige und rechtlose
Naturzustand ist eine Fiktion der Philosophen, er hat nie ‘existiert, die Di
Menschen waren immer gesellig. Werden sie doch alle mindestens in der. Sk
die Gesellschaft der Familie hineingeboren und kennen keine furchtbarere Voraus
HUr