Full text: Geschichte der neueren Philosophie

MONTESQUIEU. 21I 
anal herüber- entraten. Das heiße Klima erzeugt erhöhte Sensibilität und Leiden- 
se gleichmäßig schaftlichkeit, das kalte Muskelkraft und Arbeitsamkeit, in den gemäßigten 
a hin, welche Zonen sind die Völker weniger beständig in ihren Gewohnheiten, Lastern 
on Holbach und Tugenden, Die religiösen Gesetze gelten für den Menschen, die 
Die Bewegung des Staats für den Bürger; die ersteren bezwecken die moralische Güte 
tesquieu die des Einzelnen, die letzteren das Wohl der Gesellschaft; jene gehen auf 
ınd die bereits das unveränderliche Beste, diese auf das veränderliche Gute. Gesetze 
in Frankreich und Sitten stehen in enger Wechselwirkung. Das Recht ist älter als 
ig mit Humes der Staat, das Gesetz der Gerechtigkeit gilt schon im Naturzustande; 
Mensch eine zur Sicherung des Friedens jedoch bedarf es eines positiven Rechtes in 
*, der: Herold der dreifachen Gestalt: Völker-, Staats- und bürgerliches Recht. 
engeht, bilden Jeder der vier Staatsformen liegt als Prinzip eine Leidenschaft zu 
ı, Helvetius Grunde: der Despotie die Furcht, der Monarchie die Ehre (das persön- 
> der Philoso- liche und das Standesvorurteil), der Aristokratie die Mäßigung des Adels, 
; 1751 schrift- der Demokratie die politische Tugend, welche das eigene Interesse dem 
tritt 1762 mit allgemeinen unterordnet, insbesondere die Neigung zur Gleichheit und 
vertrag, hervor. zu sparsamer Wirtschaft. Während die Republiken durch Verschwendung, 
ökonomischem Wollust und Selbstsucht zu Grunde gehen, kann die Monarchie der 
die Arbeiten Bürgertugend, der Vaterlandsliebe und der sittlichen Selbstlosigkeit ent- 
‚rgots (1774). behren, in ihr dienen falsche Ehre, Luxus und Üppigkeit dem öffent- 
rung der eng- lichen Wohle, Große Staaten neigen zur Despotie, kleine zur aristokra- 
konsequenten tischen oder demokratischen Republik, für mittelgroße ist die zwischen 
ismus, endlich jenen Formen die Mitte haltende Monarchie die geeignetste Verfassung. 
ihlsphilosophie Zeigt sich Montesquieu in den .Le/tres persanes für die Bundesrepubliken 
der Schweiz und der Niederlande begeistert, so denkt er seit seiner 
Rückkehr von England anders und feiert in dem Zsprit des lors die eng- 
en, lische Staatsform als das Ideal bürgerlicher Freiheit. 
{er Könstitdtio® Die politische Freiheit besteht darin, daß man thun kann (nicht 
56—157), mit was man will, sondern) was man hun soll, oder daß man thut, was die 
ad die natura: Gesetze erlauben. Solche gesetzliche Freiheit ist nur dort möglich, wo 
der gebildeten Staatskonstitution und Krlminalgesetzgebung dem Bürger die Überzeugung 
em’ Geiste der von seiner Sicherheit gewähren. Dem Mißbrauch der höchsten Macht 
tat‘ der Natur, vorzubeugen, müssen die verschiedenen Staatsgewalten getrennt werden, 
schen Tinrich- 50 daß eine die andere in Schranken hält. Namentlich fordert Montes- 
eh nördlichen quieu ‚die absolute Unabhängigkeit der richterlichen Gewalt von der 
ren jene Teicht exekutiven * wie von der legislativen. Die letztere liegt dem Parlamente 
ob, welches in seinen beiden Häusern ein aristokratisches und ein demo- 
französisch 1734 kratisches Element umfaßt. 
ervir & Thisioire 1 Locke hatte von der exekutiven Gewalt die föderative abgesondert, die 
[orRLEYS Voltaire in Montesquieus Einteilung keine Stelle findet oder die er in jene einzubeziehen scheint. 
Dagegen hatte Locke die richterliche Gewalt der exekutiven untergeordnet, während 
lie Ursachen der Montesquieu sie von ihr trennt. Vergl. Mont., Esprit des lois XI, 16—18 mit Locke, 
‘ze 1748. (ivil government 12. 
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