Full text: Geschichte der neueren Philosophie

2. DIE FRANZÖSISCHE AUFKLÄRUNG, 
A Ua. als körpeı 
3. Skeptieismus und Materialismus. 
lichen Lu 
Die bisher entwickelten Gedanken bewegen sich in einer Richtung, dauernd i 
in deren Verfolg man zum Materialismus gelangen mußte. Diderot, der edleres u 
Herausgeber der Encyklopädie. der Wissenschaften, Künste und Gewerbe der große 
(1751—1772), welche alle Gewässer der Aufklärung in einen großen Strom zu gönne: 
zusammenleitete und dem offenen Meere der allgemeinen Bildung zuführte, ist! — T) 
spiegelt in seinem Entwickelungsgange die Dialektik der Standpunkte vom: Böse 
vom Deismus durch den Skepticismus zum Atheismus und Materialismus Der Gute, 
wieder und hat an dem die gesamte Bewegung abschließenden Natur- der gleich 
system des Holbach mitgearbeitet. Doch hatte schon reichlich zwei Jahr- wissensbis 
zehnte, bevor das letztere, die Konsequenz einer langen Ideenentwicke- sind, Bess 
lung, hervortrat, der Arzt La Mettrie ! (1709—1751) den Materialismus ein Krank 
mehr in anthropologischer Form denn als Weltsystem und mit cynischem Gesellscha 
Behagen an der Verletzung herkömmlicher Überzeugungen aufgestellt — und wirkt 
verblümt ‚in der Naturgeschichte der Seele 1745, unverhüllt in L’homme giöse Wel 
machine 1748, deutsch von RırrerR 1875 — und gleichzeitig (Antiseneca und Verar 
oder Untersuchung über das Glück 1748) dem Helvetius die Grundzüge von Atheis 
der sensualistischen Interessenmoral vorgezeichnet. An einem starken der glück] 
Fieber erkrankt, beobachtete er die Wirkung der Blutwallungen auf die Von 
Stimmung seines Geistes und zog daraus den Schluß, daß das Denken d’Alemb 
das Resultat der körperlichen Organisation sei. Die Seele kann nur aus treu gebli« 
dem Leibe erkannt werden. Die Sinne, die besten Philosophen, lehren kennbar; ı 
uns, daß die Materie nie‘ ohne Form und ohne Bewegung ist; ob nun sinnlichen 
alle Materie empfindend ist oder nicht, sicherlich ist alles Empfindende ihm die FE 
materiell, und jeder Teil des Organismus hat ein Lebensprinzip in sich mus mach 
(das herausgelöste Herz des Frosches pulsiert noch eine Stunde lang; bereits sell 
die Teile der zerschnittenen Polypen ergänzen sich zu vollständigen der ersten 
Tieren). Alle Vorstellungen stammen von außen, von den Sinnen: ohne Diderot? « 
sinnliche Eindrücke keine Ideen, ohne Erziehung wenig Ideen, der Geist vielseitige 
des in der Einsamkeit Aufgewachsenen bleibt völlig unentwickelt; und Beredsaml 
da die Seele durchaus von den leiblichen Organen abhängt, mit denen sie die seinem 
entsteht, wächst und abnimmt, ist sie auch dem Lose der Sterblichkeit danken be 
unterworfen. Nicht bloß das Tier, wie Descartes gezeigt hat, auch der Essay übe 
nur graduell von ihm unterschiedene Mensch ist nichts als eine Maschine, sein Schwe 
Seele nennt man den Teil des Körpers, welcher denkt, das Gehirn hat widerlege, 
seine feinen Muskeln fürs Denken wie das Bein seine groben fürs des Zorns 
Schreiten. der Mensc 
Wenn der Mensch nichts als Körper ist, so giebt es keine andere Dr Ob. 
1 Lamettrie, geb. in St. Malo, gebildet in Paris und in Leyden bei Boerhave, GEORG MIsc 
gest. in Berlin, wohin Friedrich II. den aus seinem Vaterlande und aus Holland AGPh. 1900 
Vertriebenen berufen hatte. Über ihn LANGE, Gesch. d. Mat. S. 270—303; E. Du - 2 Wer] 
BOoiIs-REYyYMOND. Rede 187%; PORITZKY, Lam. 1000. vergl. das £ 
16
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.