Full text: Geschichte der neueren Philosophie

LAMETTRIE, 210 
als körperliche Lust. Doch besteht ein Unterschied zwischen der sinn- 
lichen Lust, welche stark und kurz, und der geistigen, welche ruhig und 
jer Richtung, dauernd ist. Der Gebildete wird die letztere vorziehen und darin ein 
)iderot, der edleres und höheres Glück finden; aber die Natur war gerecht genug, 
und Gewerbe der großen Menge in der gröberen Lust ein leichter erringbares‘ Glück 
großen Strom zu gönnen. Genieße den Moment, bis die Posse des Lebens ausgespielt 
lung zuführte, ist! — Tugend giebt es nur in der Gesellschaft, welche durch Gesetze 
Standpunkte vom: Bösen abschreckt, durch Weckung des Ehrgeizes zum Guten hinlenkt. 
Materialismus Der Gute, der das Allgemeinwohl über das Eigenwohl stellt, handelt unter 
nden Natur- der gleichen Notwendigkeit wie der Schlechte, daher sind Reue und Ge- 
ch zwei Jahr- wissensbisse, welche die Unlust in der Welt vermehren, aber unfähig 
leenentwicke- sind, Besserung zu bewirken, nutzlos und verwerflich; der Verbrecher ist 
Materialismus ein Kranker und darf nicht härter bestraft werden, als die Sicherheit der 
aut cynischem Gesellschaft es gebietet. Der Materialismus macht menschenfreundlich 
aufgestellt — und wirkt auf das Gemüt ebenso beruhigend, wie die haßstiftende reli- 
t in Z’h0omme giöse Weltansicht beängstigend, er befreit uns vom Gefühl der Schuld 
x (Antiseneca und Verantwortlichkeit und von der Furcht vor jenseitiger Pein. Ein Staat 
je Grundzüge von Atheisten ist nicht nur möglich, wie Bayle behauptet, er wäre sogar 
inem starken der glücklichste von allen. 
ngen auf die Von den Herausgebern der Encyklopädie ist der Mathematiker 
das Denken d’Alembert ‘ /ZIements de philosophie 1758) dem skeptischen Standpunkt 
zann nur aus treu geblieben. Weder Materie noch Geist sind ihrem Wesen nach er- 
phen, lehren kennbar; vermutlich ist die Welt in Wirklichkeit ganz anders, als sie unserer 
6 ist; ob‘ nun sinnlichen Auffassung erscheint. Als Diderot (1713—1784) und mit 
Empfindende ihm die Encyklopädie die Schwenkung von der Skepsis zum Materialis- 
rinzip in sich mus machte, trat er aus der Redaktion aus (1757), nachdem auch Rousseau 
Stunde lang; bereits seinen Weg von dem der Encyklopädisten getrennt hatte. Wie in 
vollständigen der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts Voltaire, so ist in der zweiten 
Sinnen: ohne Diderot? der Führer der Geister, zu dieser Rolle durch lebendige und 
zen, der Geist vielseitige Empfänglichkeit, geschäftigen Fleiß, geistreiche und schlagfertige 
twickelt; und Beredsamkeit und enthusiastische Gemütsart vor allen Mitlebenden befähigt, 
mit denen sie die seinem anregenden Gespräche noch mehr als seinen Schriften zu ver- 
r Sterblichkeit danken bezeugen. Er begann damit, seine Landsleute mit Shaftesburys 
hat, auch der Essay über Verdienst und Tugend bekannt zu machen, schwang sodann 
‚ine Maschine, sein Schwert einerseits gegen die Gottesleugner, die ein Blick ins Mikroskop 
as Gehirn hat, widerlege, anderseits gegen den herkömmlichen Glauben an einen Gott 
groben fürs des Zorns und der Rache, der Lust daran finde, sich in den Thränen 
der Menschen zu baden. Es folgt eine skeptische Periode, für welche 
keine andere | 
1 Über d’Alembert, Turgot und Saint-Simon als Vorläufer Comtes handelt 
;n bei Boerhave, GEORG MıscH, Die Entstehung . des französischen Positivismus, im 14. Bande des 
ad aus Holland AGPh. 1900—01. 
0-—203; "E. DU - 2 Werke in 22 Bänden Paris, Briere 1821; neueste Ausgabe 1875 ff. Über ihn 
vergl. das schöne Buch von KARL ROSENKRANZ: Diderots Leben und Werke, 1866.
	        
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