Full text: Geschichte der neueren Philosophie

KOUSSEAU. 225 
gerichtet sind, wollen, das Höchste im Leben die Liebe. Um ‘glücklich zu sein, muß 
ursprünglicher man Strafe, Tadel und Gewissensbisse vermeiden. 
mit Hilfe der 
ıer Zweck der 4. Rousseaus Kampf gegen die Aufklärung. 
ugenden nicht d e : EEE : 
onen‘ sich der In einem ähnlichen oppositionellen Verhältnis, wie die schottische 
niger‘ bedürfen Schule zur englischen, Herder und Jacobi zur deutschen, steht der Genfer 
Tandlungen wo Jean Jaques Rousseau! (1712—1778) zur französischen Aufklärung. 
‚eit vorhanden Wir werden von den kühlen und sophistischen Schlußfolgerungen des 
s Kutwiekelung Verstandes auf die unmittelbare Uberzeugung des Gefühls, von den Ein- 
gungen. "Die bildungen der Wissenschaft auf die. untrügliche Stimme des Herzens und 
veinsten“ und des Gewissens, von den verkünstelten Zuständen der Kultur auf die ge- 
anderer muß sunde Natur verwiesen. Die gepriesene Aufklärung ist nicht der Hebel 
Genusses eine des Fortschritts, sondern die Quelle alles Verfalles, die Sittlichkeit gründet 
hol lerne das sich nicht auf die kluge Berechnung des Eigennutzes, sondern auf ur- 
en, genießen: Sprüngliche gesellige und wohlwollende Neigungen (die Liebe ZEm Guten 
ör Fähigkeiten; ist dem menschlichen Herzen ebenso natürlich wie die Selbstliebe, die 
Uimählich ver- Begeisterung für die Tugend hat mit unserem Nutzen nichts zu thun, 
was soll es heißen, seines Vorteils wegen in den Tod gehen ?), die religiösen 
Sich We Arzt Wahrheiten sind nicht Gegenstände des Denkens, sondern der frommen 
m Moöralischen Empfindung, Das Gefühl ist ursprünglicher als die Vernunft. 
der 1deoloaie, E Rousseau begann Seine schriftstellerische Laufbahn mit Untersuchungen 
st (die Nerven über den Einfluß der Wissenschaften und Künste 1750 (gekrönte Be- 
ens); betrachtet arbeitung einer Preisfrage der Akademie. zu Dijon), den. er als einen 
(die Seele ist durchaus verderblichen schildert, und über Ursprung und Gründe der 
he Sympathie Ungleichheit unter den Menschen 1753. Von Natur war der Mensch 
äbrung ent” unschuldig und gut und ist erst in der Gesellschaft schlecht geworden. 
8 der’ Crank Reflexion, Kultur. und Egoismus sind etwas Unnatürliches. Im glück- 
Kr Skiztierte Kchen Naturzustande herrschten das Mitleid und die unschuldige Selbst- 
a‘ Ce“ aktive liebe (. amour de soz), die ‚erst im Laufe der geselligen Entwickelung 
Auf sich selbst durch die Vernunft zu. dem künstlichen Gefühle der Selbstsucht (amour 
£ oder‘ Unhast propre) verderbt. wurde 2: der denkende Mensch ist ein entartetes Tier. 
Set "Bedürfnis Durch das Eigentum sind die Menschen in Reiche und Arme, durch 
SE Vermutlich 1 Über ihn BROCKERHOFF, Leipzig 1863—74; .L. MOREAU, Paris 1870; H. HöFrF- 
gungen unbe- DING, Frommanns Klassiker der Philos. Bd. 4, Stuttgart 1897; FRANZ HAYMANN, 
ird mit Recht R.s Sozialphilosophie, Leipzig 1898. 
Ss zum Selbst- 2 Aus der berechtigten Selbstliebe, die nur wenige und leicht zu befriedigende 
enschen. Das Bedürfnisse kennt, entsteht die unnatürliche und stets unzufriedene Selbstsucht (oder 
der Erhalt ung Ans den Natur die Kultur) durch den Eintritt in die verwickelten Verhältnisse der Ge- 
 anktionen. des selligkeit (wo viele zusammen sind, wird die Luft schlecht), dadurch, daß der Mensch 
sich mit Anderen vergleicht, sie zu übertreffen und von ihnen geehrt zu werden wünscht, 
ortpflanzung); so daß sich nun Abhängigkeit von der Meinung Andrer, ein Zwiespalt zwischen Be- 
npathie. Das gehren und Können, damit aber Unsicherheit und Schwäche einstellt. Gut, glücklich 
hun, was wir und frei sein fallen also zusammen, ebenso böse, unglücklich und unfrei sein, 
Falckenberg, Neuere Philos. IV. Aufl. I 
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