Full text: Geschichte der neueren Philosophie

220 DIE OPPOSITION GEGEN DIE AUFKLÄRUNG. 
die Obrigkeit in Starke und Schwache, durch die Willkürherrschaft . in Häuptern 
Herren und Knechte geteilt worden, Der Reichtum zeugte den Luxus kann die u 
mit seinen. künstlichen Freuden der Wissenschaft und des Theaters, die und ganz 
uns noch unglücklicher und schlechter machen, als wir ohnedies sind; der Regie: 
die Wissenschaft, das Kind von Lastern, wird wiederum die Mutter neuer denen, ur 
Laster. Mit der fortschreitenden Kultur ist alle Natur, alle Eigentümlich- hebung © 
keit, alles Gute verschwunden, Hilfe gegen die allgemeine Entartung ist Festsetzun 
nur von der Rückkehr der Einzelnen wie der Gesellschaft zur Natur Staaten k!| 
zu hoffen: von einer naturgemäßen Erziehung und von einem natur- Freiheit, ei 
gemäßen Staate. Der pädagogischen Aufgabe ist der Roman „Emile“ durch das 
(deutsch von DENHARDT, in der Reclamschen Bibliothek), der politischen die Hervo 
„Der Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts“ (deutsch von abhängig 
dems., ebenda) gewidmet. Beide erschienen 1762, zwei Jahre darauf Ungleichhe 
folgten die „Briefe vom Berge“, eine Verteidigung gegen die Angriffe wesentliche 
der Geistlichkeit. In diesen späteren Schriften zeigt sich der naturalistische in der Able 
Vernunfthaß wesentlich gemildert. Abgeordne 
Die gesellschaftliche Ordnung ist ein geheiligtes Recht, welches die Menschen: 
Grundlage aller übrigen bildet. Es entspringt jedoch nicht aus der sische Rev: 
Natur — kein Mensch hat eine natürliche Gewalt über Seinesgleichen, vollzog, wa 
und die Stärke gewährt kein Recht —, folglich beruht es auf einem Rouss 
Vertrage. Nicht zwischen Fürst und Volk. Dem Akte, durch welchen Lockes (v; 
das Volk einen König wählt, geht voraus der Akt, durch den es ein dualität — 
Volk ist. Im Gesellschaftsvertrage giebt sich jeder mit seinen war, Es 
Kräften und Gütern der Gesamtheit hin, um deren Schutz zu gewinnen. Kern ders 
Mit diesem Akte entsteht der geistige Gesamtkörper des Staates und barkeiten 
erhält seine Einheit, sein Ich, seinen Willen. Die Summe der Mitglieder körperliche 
heißt Volk, jedes Mitglied als Teilhaber der obersten Gewalt Bürger, Glaube an 
als zum Gehorsam gegen das Gesetz verpflichtet Unterthan. Der Einzelne Organe, di 
verliert seine natürliche Freiheit und tauscht dafür die durch den all- Mmüßig; 'sor 
gemeinen Willen beschränkte bürgerliche ein, dazu das Eigentumsrecht von Laster 
auf alles, was er besitzt, Gleichheit vor dem Gesetz und die sittliche ‚.beschränke 
Freiheit, die ihn erst wirklich zum Herrn seiner selbst macht. Der flüssen, wa; 
Trieb der bloßen Begierde ist Sklaverei, der Gehorsam gegen das selbst drängen, u 
gegebene Gesetz Freiheit. Der Souverän ist das Volk, Gesetz der auf und eigene: 
das, gemeinsame Wohl gerichtete allgemeine Wille desselben , die höch- Um die völ 
sten Güter „Freiheit und Gleichheit“ die Hauptgegenstände der Gesetz- seau, das K 
gebung, Die gesetzgebende Macht ist der moralische Wille des Staats- ‚und in de 
körpers, die Regierung (Obrigkeit, Fürst) die ausführende physische lassen; wer 
Kraft desselben; jene sein Herz, diese sein Gehirn. Rousseau bezeichnet bloß die FE 
die Regierung als die mittlere Proportionale zwischen dem Staatsober- am fingiert 
haupt und dem Einzelnen, oder dem Bürger als Gesetzgeber und als Spract 
Unterthan: der-Souverän (das Volk) befiehlt, die Regierung. vollzieht, verrät sein« 
der Unterthan gehorcht. Der Akt, durch welchen sich das Volk seinen 1 Ver,
	        
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