Full text: Geschichte der neueren Philosophie

228 DIE ÖPPOSITION GEGEN DIE AUFKLÄRUNG, 
bekenntnis des savoyardischen Vikars“ (im Emil) verkündet den Deismus Verbrecher 
als Gefühlsreligion.: Die beigebrachten Vernunftbeweise für das Dasein sein, wo 
Gottes — aus der Bewegung der an sich ruhenden Materie und aus Das Gewis 
der Zweckmäßigkeit der Welt — haben, nach brieflicher Erklärung, nur Fähigkeit, 
den Zweck, die Materialisten zu widerlegen, und empfangen ihre Un- drückung € 
überwindlichkeit allein durch den inneren Beweis des Gefühls, welches wenn sie * 
bei dem Schwanken der Vernunft zwischen Für und Wider endgültig Im zı 
den Ausschlag giebt. sich Rouss 
Beschränken wir unsere Untersuchung auf das, woran uns einzig ge- Atheismus 
legen sein kann, und vertrauen wir der Evidenz des Gefühls, so läßt sich sollten neb 
nicht daran zweifeln, daß ich selbst existiere und empfinde, daß eine mich Freiheit, U 
affizierende Außenwelt vorhanden ist, daß das Denken, Vergleichen oder die‘ Begriff 
Beurteilen von Verhältnissen etwas Anderes ist als das Empfinden oder die Annah 
das Wahrnehmen von: Gegenständen — denn dieses ist ein passives, unduldsam 
jenes ein aktives Verhalten —, daß ich die Thätigkeit des Aufmerkens als den de 
oder Überlegens selbst hervorbringe, somit nicht nur ein empfindendes oder auf geziem 
leidendes, sondern auch ein thätiges oder verständiges Wesen bin. Die schrieben, 
Freiheit meines Denkens und Handelns verbürgt mir die Immaterialität Echtheit ve 
meiner Seele, sie ist es, die mich vom Tier unterscheidet, Des Fort- nicht ents« 
lebens‘ der Seele nach dem Verfall des Leibes versichert mich die That- die einzig 
sache, daß in dieser Welt der Schlechte triumphiert, während der Gute Religion 'sı 
unterdrückt wird. Die bevorzugte Stellung, die der Mensch in der Da alle Of 
Ordnung der Wesen einnimmt, — er vermag das Universum zu über- so kann n 
schauen und dessen Urheber zu verehren, Ordnung und Schönheit zu sorgfältige 
erkennen, das Gute zu lieben und zu thun, und er sollte sich dem Tiere eine umfa: 
vergleichen? — erfüllt mich mit Rührung und mit Dank gegen den wohl- Heiles unc 
thätigen Schöpfer, der da vor allen Dingen war und sein wird, wenn sie sind nicht 
alle vergangen sind, .vor dem alle Wahrheiten eine einzige Idee, alle scheiden ? 
Räume ein Punkt, alle Zeiten ein Augenblick sind. Das Wie der Frei- zeichen d 
heit, der Schöpfung, der Einwirkung eines Willens auf die Materie u. Ss. W. den Grün« 
ist mir freilich unbegreiflich, ‚aber über ihr Daß macht mich mein diese eineı 
Gefühl gewiß. Der würdigste Gebrauch meiner Vernunft ist, sich vor Übergewic 
Gott zu vernichten. „Je mehr ich mich anstrenge, sein unendliches Wesen es sich mi 
zu ergründen, um so weniger begreife ich es; aber es ist, das genügt mir; zu so viele 
je weniger ich es begreife, um so andächtiger bete ich es an.“ heute die ( 
Im Grunde meines Herzens finde ich die Regeln meines Handelns da doch d) 
von der Natur mit unaustilgbaren Zügen eingegraben. Gut ist alles, was Einsicht v 
ich als gut empfinde. Das Gewissen ist der aufgeklärteste aller Philosophen Nutzen d 
und ein ebenso sicherer Führer für die Seele, wie der Instinkt für den suchung‘ d 
Körper. Die Unfehlbarkeit seines Urteils bezeugt sich in der Überein- nehme die 
stimmung der Völker: unter der erstaunlichen Verschiedenheit der Sitten werfe die 
werdet ihr doch überall dieselbigen Ideen von Gerechtigkeit, dieselbigen ständige Ü 
Begriffe vom Guten und Bösen finden. Zeigt mir ein Land, wo es ein und erhab
	        
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